Ursachen im Stoffwechselgeschehen

Unser Körper ist die reinste Chemiefabrik. In jeder Körperzelle laufen ununterbrochen chemische Reaktionen ab. Dafür werden Substanzen über das Blut zu den Zellen hin transportiert, in die Zelle eingeschleust, dort weiterverarbeitet und wieder ins Blut oder die Gewebsflüssigkeit abgegeben. Dafür muss er ausreichend mit allem Notwendigen versorgt werden. Bei Mängeln an einzelnen Vitaminen oder Mineralien leidet das Nervensystem ebenso wie alle anderen Zellen des Körpers, die diese Substanzen brauchen.

Schauen wir uns nun verschiedene Erkrankungen oder Störungen an, die durch eine veränderte Stoffwechselsituation ausgelöst werden.

Aufmerksamkeitsdefizit (ADS) / Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ist eine Verhaltensstörung, die sich in einem Mangel an Aufmerksamkeit und Konzentration und gleichzeitig starker Impulsivität äußert. Es gibt zwei Varianten der Störung: Einmal in Kombination mit Hyperaktivität – dann spricht man von ADHS – oder ohne – dem ADS .  Die Kinder können sich nicht lange auf eine Aufgabe konzentrieren und zeigen manchmal ein gestörtes Sozialverhalten. Als Ursache wird ein minimaler frühkindlicher Hirnschaden oder eine veränderte Verarbeitung im Hirnstoffwechsel, vor allem beim Dopamin, diskutiert. Diese Hirnstoffwechselstörung ist vererbbar und daher können mehrere Familienmitglieder darunter leiden.[1]

Die Diagnose ist eine Ausschlussdiagnose, das heißt, dass alles andere, was ein ähnliches Symptomenbild macht, ausgeschlossen werden muss. Es gibt keine wie auch immer geartete Diagnostik gibt, die zwingend beweist, dass ein Mensch an diesem Störungsbild erkrankt ist. Darum braucht es auf jeden Fall eine äußerst gründliche Untersuchung.

Alles, was in diesem Artikel bzw. im Buch der Autorin vorgestellt wird, kann ein von ADS / ADHS betroffenes Kind zusätzlich haben. Oder die anderen Probleme wirken sich so aus, dass es nur so aussieht, als habe dieses Kind ADS / ADHS. Wenn unter naturheilkundlicher Therapie die Symptomatik verschwindet, war es garantiert kein ADS, denn eine genetische Störung verschwindet nicht einfach. Wenn die Symptomatik besser wird, aber nicht verschwindet, kann es sein, dass das Kind zwar betroffen ist, aber durch Beseitigung der zusätzlichen Störfaktoren nun in die Lage versetzt wird, auch ohne Medikamente wie z. B. Methylphenidat seinen Alltag zu bewältigen. Sollte die Symptomatik unverändert bestehen bleiben, dann ist der Einsatz dieser Präparate zu erwägen. Es stellt aber einen ärztlichen Kunstfehler dar, wenn die Therapie ausschließlich mit Medikamenten erfolgt.

Unter dem Einfluss der Medikation kann das Kind sich besser steuern und ist aufmerksamer, so dass andere Therapien besser greifen.

Die Schilddrüse als Taktgeber des Stoffwechsels

Die Schilddrüse ist eine Hormondrüse unterhalb unseres Kehlkopfes. Sie ist eingebettet in den hormonellen Regelkreis, d. h. sie arbeitet nicht autark, sondern im Verbund mit den anderen Hormondrüsen und wird von diesen beeinflusst. Sie gibt den Takt an, in dem der Stoffwechsel läuft. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) werden wir unter anderem langsamer, träger, konzentrationsschwach und lustlos. Bei einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) finden wir häufiges Wasserlassen, Schwitzen, Herzbeschwerden, Unruhe und Zittern und wir können unter Stimmungsschwankungen leiden, also himmelhochjauchzend-tiefbetrübt sein. Schulmedizinisch wird die Schilddrüsenfunktion vor allem über Blutuntersuchungen beurteilt.

Eine Mutter, die wegen Schilddrüsenunterfunktion Hormone einnehmen muss, sollte in der Schwangerschaft alle vier bis sechs Wochen die Hormone bestimmen lassen. Denn in der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Hormonen um bis zu 50 %! Meist muss schon direkt mit Feststellung der Schwangerschaft die Hormondosis leicht angehoben werden. Leicht mütterliche Hormonschwankungen können im Mutterkuchen durch Enzyme ausgeglichen werden. Eine starke Unterfunktion bei der Mutter kann zu verminderter Intelligenz und Entwicklungsstörungen des Kindes führen. [2]

 Kryptopyrrolurie (KPU)

Das Wort Krypto kommt aus dem griechischen und heißt versteckt. Pyrrole sind Bausteine von rotem Blutfarbstoff und Eiweißen, die beim Abbau der roten Blutkörperchen als Bestandteil der Gallensäuren im Stuhl ausgeschieden werden.

Bei der Pyrrolurie werden die Pyrrole nicht an die Gallensäuren gebunden und mit dem Stuhl, sondern ungebunden über den Urin ausgeschieden. Dabei bilden sich Komplexe mit Zink und Vitamin B 6. Von dieser Enzymstörung sind ca. 10 % der Bevölkerung betroffen, wobei der Anteil der Betroffenen bei bestimmten Diagnosen wie AD(H)S wesentlich höher liegt.[3]

Durch den mehr oder weniger gravierenden Mangel an Zink und Vitamin B6 ergeben sich die vielfältigen Störungen in Stoffwechselprozessen, die ein entsprechend breites und oft diffuses Symptomspektrum und weitere Nährstoffmängel nach sich ziehen. Betroffen sind Immunsystem, Glukose- und Eiweißstoffwechsel, zentrales Nervensystem und Hormonhaushalt.

PyrrolikerInnen leiden daher möglicherweise unter inneren Spannungen, AD(H)S, Panikattacken, Depressionen, Konzentrationsstörung, psychotischen Störungen, Müdigkeit, Erschöpfung, Stressintoleranz, schlechtem Kurzzeitgedächtnis, fehlender Traumerinnerung, Muskelschwäche, Hautproblemen, Migräne, Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen, Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, gestörter Darmflora, Kreislaufschwäche, Blutdruckproblemen, erhöhtem Homocystein, Gelenkbeschwerden, Geräusch- und Geruchsüberempfindlichkeit, Sonnenbrandneigung, Zyklusstörungen bei Frauen und Problemen bei der Glutathion-Synthese (ein wichtiger Entgiftungsweg unseres Körpers) und der Detoxifikation (Entgiftung) von Schwermetallen, Pestiziden u. v. m

Die Diagnose wird normalerweise über eine Urinuntersuchung gestellt.

Durch die entsprechenden Nahrungsergänzungen, gegebenenfalls die Einhaltung einer individuellen Diät und verschiedene homöopathische oder pflanzliche Medikamente, bessern sich die Symptome der Betroffenen deutlich. Gerade bei Kindern, die durch ihr geringeres Lebensalter noch nicht so viele Folgesymptome haben, ist die Behandlung der Symptome Bauchschmerz, Konzentrationsstörung, Ängstlichkeit, schlechtes Kurzzeitgedächtnis, Aufmerksamkeitsstörung und Überempfindlichkeit auf Geräusche oft beeindruckend.


[1] Vogt, Brigitte: Lernstörungen bei Kindern, Ursachen ganzheitlich erkennen – nachhaltige Lösungen finden, MAM Verlag 2012

[2]           Brakebusch, Heufelder: Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis. Zuckschwerdt Verlag, Germering, 2007

[3] www.kpu-berlin.de