Category: Pädagogische Konzepte von Betreuungseinrichtungen

  • Waldpädagogik

    Waldpädagogik


    Erläutern Sie kurz das Konzept des Waldkindergartens. Was ist das Besondere an einer solchen Gruppe?

    Statt eines herkömmlichen Kindergartengebäudes sind die Kinder im Waldkindergarten in der Regel draußen im Wald und haben je nach Einrichtung nur einen Raum für den Notfall (z.B. bei Sturm), den sie aufsuchen können.

    Im Waldkindergarten sind die Kinder besonders gefordert, Fantasie und Kreativität zu entwickeln, denn ihr Spielzeug besteht ja ausschließlich aus Dingen, die sie im Wald finden. Eine Rassel macht man aus einem Tannenzapfen, mit Eicheln kann man Murmeln entstehen lassen oder Geldmünzen. Das fördert unter anderem auch das Sprachvermögen, denn sie müssen ihren Freunden ja mitteilen, was sie sich da gerade ausgedacht haben. Es wird von Anfang an die Natur in das Spiel miteinbezogen.

    Tiere und Pflanzen werden kennengelernt und liebevoll, respektvoll behandelt. Auch die Motorik wird gefördert, z.B. durch das Laufen über unterschiedliche Untergründe oder das Balancieren auf Baumstämmen. Und da der Wald keine Mauern hat, sind die Kinder nicht so viel Lärm ausgesetzt und nicht so eingezwängt.


    Wo Sind die Vorteile gegenüber anderen Betreuungsarten?

    Die Kinder wachsen im Einklang mit der Natur auf und erleben eine ruhigere Atmosphäre als in geschlossenen Räumen. Außerdem sinkt die Infektanfälligkeit durch den vielen Aufenthalt im Freien, die Kinder sind in der Regel viel weniger krank.


    Welche Voraussetzungen muss die Familie oder das Kind für einen Waldkindergarten mitbringen?

    Es gibt keine Voraussetzungen, die zu erfüllen sind. Hat das Kind eine Behinderung oder besonderen Förderbedarf, solltest Du dies auf jeden Fall frühzeitig mit der Einrichtung besprechen.
    Du solltest damit rechnen, dass Dein Kinder schmutzig und nass nach Hause kommt, aber das ist das einzig Problematische, ansonsten haben die Kinder im Wald immer viel Spaß.

    Foto: Helene Souza  / pixelio.de

  • Situationsansatz

    Situationsansatz


    Könnten Sie kurz erläutern, was das Besondere an Einrichtungen ist, die nach dem Situationsansatz arbeiten?

    Der Situationsansatz orientiert sich an der Lebenssituation der Familien und der Erfahrungswelt der Kinder. Dabei arbeiten Kindergarten und Elternhaus eng zusammen und tauschen sich regelmäßig aus. Was die Kinder zu Hause und in ihrem Umfeld erleben, wird in der Einrichtung aufgegriffen, z. B. ein Geschwisterkind kommt zur Welt, das Kind hat Fahrrad fahren gelernt usw. Auch Feste aus anderen Kulturen werden gefeiert und somit erlebbar gemacht. Was das Kind in der Einrichtung erlebt, wird an die Eltern weitergegeben und kann dort von den Eltern mit dem Kind zusammen weiter verfolgt werden.

    Aus diesem Grund werden auch beispielsweise die Entwicklungsprozesse der Kinder dokumentiert, in Ordnern gesammelt und für Kinder, Eltern und Erzieherinnen jederzeit zugänglich gemacht.
    Der Situationsansatz ist eine Haltung und keine Methode. Im Vordergrund steht dabei die wertschätzende Haltung gegenüber allen Menschen.

    Pädagogische Angebote in der Einrichtung, an denen Kinder teilnehmen können, basieren auf den Beobachtungen des Fachpersonals. Zum Beispiel: Kinder spielen auffallend oft mit den Holztieren aus der Bauecke. Daraufhin könnte man den Kindern vorschlagen, einen gemeinsamen Bauernhofbesuch zu machen. Der Situationsansatz ist immer orientiert an den Stärken der Kinder. Wichtig ist auch, dass Kinder und Eltern mitbestimmen können bei der Gestaltung von Festen und auch der Raumgestaltung in der Einrichtung. Die Kinder bestimmen das Frühstück mit oder planen Ausflüge, bestimmen also den Kindergartenalltag mit.


    Wo sehen Sie den Vorteil dieses Konzeptes?

    Die Eltern können darauf vertrauen, dass das Kind in seiner Individualität wahrgenommen wird. Jedes Kind wird mit seinen Bedürfnissen anerkannt und aufgenommen – unabhänig von seiner Herkunft, dem Entwicklungsstand oder der Familiensituation.


    Für welche Familien eignet sich dieses Konzept? Gibt es Voraussetzungen, die die Familie mitbringen sollte?

    Dieses Konzept ist für alle Familien gleichermaßen geeignet. Es berücksichtigt immer die Lebenssituation der Familien (Bildungsstand, Wohnverhältnisse, Familienkonstellation, kulturelle und sprachliche Voraussetzungen) und die Individualität aller Beteiligen.

     

    Foto: Helene Souza  / pixelio.de

  • Geschlossenes Konzept in Betreuungseinrichtungen

    Geschlossenes Konzept in Betreuungseinrichtungen

     


    Können Sie kurz erläutern, was das Besondere an einer Einrichtung mit geschlossenen Gruppen ist?

    Im sogenannten “Geschlossenen Konzept” gibt es im Kindergarten feste Gruppen für die Kinder. Sind beispielsweise 100 Kinder in einer Einrichtung mit vier Räumen und einem Außenbereich, so werden vier Gruppen mit jeweils 25 Kindern gebildet. In diesen Stammgruppen spielen und essen die Kinder. Mit den Kindern der anderen Gruppen kommen sie meist zum Freispiel, dem gemeinsamen Singen, bei Gottesdiensten oder gruppenübergreifenden Aktivitäten (Projekte) oder im Außenbereich in Kontakt. Das Alter der Kinder ist unterschiedlich (zwischen drei und sechs Jahren) und es gibt zwei Erzieher pro Gruppe, bei Integration von Kindern mit entsprechend mehr Personal.


    Wo sehen Sie den Vorteil dieses Konzeptes?

    – Die Kinder haben eine enge Bindung zu ihrem „eigenen“ Erzieher sowie zu den Kindern in ihrer Stammgruppe.
    – Eine geschlossene Gruppe gibt den Kindern Geborgenheit, Sicherheit und Struktur.
    – Die Entwicklung der Kinder lässt sich gut beobachten und dokumentieren, da nur ein oder zwei Erzieher zuständig sind.
    – Die Absprache zwischen Eltern und Erziehern ist einfach, da die Eltern einen direkten Ansprechpartner haben. Das gibt auch den Eltern Sicherheit und Vertrauen.
    – Die Eingewöhnung der Kinder gestaltet sich leichter, da es eine „Bezugserzieherin“ gibt.


    Für welche Familien eignet sich dieses Konzept? Gibt es Voraussetzungen, die die Familie mitbringen sollte?

    Es gibt keine besondere Zielgruppe, die Eltern sollten im Vorfeld über das Konzept informiert werden.

     

    Foto: Helene Souza  / pixelio.de

  • Offene Gruppen

    Offene Gruppen


    Was bedeutet es, wenn eine Einrichtung mit offenen Gruppen arbeitet bzw. was ist das Besondere an solchen Einrichtungen?

    Meistens wird oft die offene Arbeit mit Raumgestaltung gleichgesetzt. Das wesentliche Merkmal der offenen Arbeit aber ist die Haltung.
    Die Menschen, die in einer solchen Einrichtung arbeiten, müssen offen sein für Prozesse und Entwicklung, die unterschiedlichen Entwicklungswege von Kindern und Erwachsenen werden erkannt und anerkannt.
    Es herrscht Offenheit für neue Ideen und andere Lösungen. Wenn man diese Offenheit mitbringt, dann geschieht es relativ schnell, dass man das Herkömmliche hinterfragt und ins Verändern kommt.
    Ganz wichtig in der offenen Arbeit ist auch die Selbstbestimmung der Kinder. Kinder sollen ihre eigenen Lernwege gehen können, d.h. dass Kinder selbst entdecken, sich selbst bestimmen und an vielen Prozessen beteiligt werden.
    Auch bei der Raumgestaltung ist es ganz wichtig, dass man die Kinder mitnimmt. Beim Betreten einer offenen Einrichtung sieht man, dass es keine klassischen Gruppenräume gibt, sondern sogenannte Funktionsräume oder Bildungsinseln. Dadurch werden die Tagesabläufe flexibilisiert. Es ist hier nicht mehr so, dass jede Gruppe ihren eigenen Gruppenraum hat. Das ist vielleicht das Offensichtlichste, woran man die offene Arbeit erkennt.


    Und wo sehen Sie die Vorteile von so einem Konzept?

    Durch diese neuen Strukturen, die nicht mehr so festgelegt sind, ist es möglich, in kleinen Lerneinheiten zu arbeiten und somit individuell auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Die Kinder haben außerdem eine größere Auswahl an Spielpartnern. Es gibt manchmal die Situation, dass ein Kind mit einer Erzieherin/einem Erzieher nicht so gut auskommt. Im offenen Konzept kann es sich eine andere Person aussuchen, einen Lernbegleiter. Häufig kommt es vor, dass sich die Fachkräfte spezialisieren, z.B. auf die Bereiche Musik oder Bewegung. Die Kinder haben dann Erzieher und Erzieherinnen, die das, was sie tun, von Herzen tun.


    Und wenn ich jetzt meine Kinder in eine solche Einrichtung schicken möchte, welche Voraussetzungen müssen wir als Eltern und auch die Kinder mitbringen?

    Viele Eltern stehen der offenen Arbeit sehr kritisch gegenüber. Oft heißt es: Das ist so ein Chaos… Trotzdem ist das offene Konzept für alle Familien geeignet. Wenn Eltern großen Wert darauf legen, dass das Kind seine eigenen Wege gehen kann und sein eigenes Lerntempo hat, dann sind diese Eltern in einer offenen Einrichtung sicherlich richtig. Dies bedeutet Zutrauen und Vertrauen in die Kinder, dass sie das Richtige für sich schon finden werden.

     

     

    Foto: Helene Souza  / pixelio.de

  • Pikler-Pädagogik

    Pikler-Pädagogik


     1. Könnten Sie kurz erläutern, was das Besondere an Einrichtungen ist, die nach dem Pikler-Konzept arbeiten? 

    Die Pikler-Pädagogik respektiert jedes einzelne Kind als eine eigenständige Persönlichkeit. Die Pikler-Pädagogen haben umfangreiche Kenntnisse über die gesamte Entwicklung von kleinen Kindern unter drei
    Jahren. In allen Pflegesituationen (Wickeln, An- und Ausziehen, Essen und Trinken) wird dem Kind angekündigt, was der nächste Schritt ist. Es kann sich dann darauf einstellen, was mit ihm passiert und mehr oder weniger mithelfen. Wichtig ist, das sich das Kind ernstgenommen und kompetent fühlt. Bei der Spiel- und Bewegungsentwicklung kann sich das Kind frei entfalten und selbstwirksam in seinem eigenen Tempo und
    Rhythmus entwickeln. Es gibt keine Beschleunigungen oder Übungsanimationen von Seiten der Erwachsenen. Vielmehr bereitet der Erwachsene eine Umgebung vor, in der sich das Kind frei bewegen und spielen kann. Hier gibt es kleine Herausforderungen und Risiken, die das Kind selbstbestimmt angehen kann ohne ernsthafte Gefahren. Das Kind erlebt sich als selbstwirksam und kann auch selbst regulierend Pausen einlegen.


    2. Wo sehen Sie den Vorteil dieses Konzeptes?

    Der Vorteil zu anderen pädagogischen Konzepten liegt in der Zugewandtheit jedem einzelnen Kind gegenüber. In diesem Alter ist das Kind damit beschäftigt, ein Bild von sich selbst zu entwickeln. Da ist es schwer, Rücksicht auf andere zu nehmen oder gar zu teilen. In Einrichtungen, in denen Pikler-Pädagogen arbeiten, wird darauf geachtet, dass jedes einzelne Kind in der Gruppe seine eigene Persönlichkeit entwickeln kann und erste bewältigbare soziale Erfahrungen machen kann.


    3. Für welche Familien eignet sich dieses Konzept? Gibt es Voraussetzungen, die die Familie mitbringen sollte?

    Die Pikler-Pädagogik eignet sich für jede Familie, die sich eine individuelle Betreuung ihres Kindes in einer Einrichtung wünscht. Wichtig ist zu wissen, dass das freie Spiel und die freie Bewegung im  Tagesablauf fest verankert  sind. Emmi Pikler nannte das freie Spiel “die Hochschule der Kleinkinder” – mit der Spielentwicklung ist die Gehirnentwicklung eng verbunden und daher sehr wichtig.

     

    Foto: Helene Souza  / pixelio.de