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  • Kann zu viel Medienkonsum der Entwicklung schaden?

    Kann zu viel Medienkonsum der Entwicklung schaden?

    Darum geht’s

    „Aber sind die digitalen Bilder oder das Wischen und Tippen nicht
    grundsätzlich zu viel zu verarbeiten für ein kleines Kind?“


    Geräte allein führen nicht zwangsläufig zur Reizüberflutung- es kommt immer auf die Inhalte, die Befindlichkeit und die Aktivitäten über den Tag an.  Ob Fernsehen, Tablet oder Computer – nicht nur Erwachsene, auch Kleinkinder verbringen inzwischen viel Zeit vor einem Bildschirm. Kinderärzte und Wissenschaftler warnen schon lange vor körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen durch hohen PC- und Tabletkonsum. Eltern sollten aus diesem Grund ihre Bildschirmzeiten und die ihrer Kinder gut im Auge behalten. Der Blick auf die Frage, was den Kindern schadet, ist ein guter Ausgangspunkt, um zu überlegen, was sie für ein gutes Aufwachsen mit Medien benötigen:

    Um möglichst viele Alternativen zu Bildschirmnutzung umzusetzen, ist es für Familien oft hilfreich, sogenannte medienfreie Zeiten zu bestimmen. Das bedeutet beispielsweise keine Smartphone- oder Tabletnutzung beim Essen oder beim Autofahren. Außerdem sollten Kleinkinder das Tablet oder Smartphone nicht im Schlafzimmer nutzen.

    Wann sind die Kleinen groß genug für die Medienwelt? Was können Kinder im Alter von 0 – 6 Jahren

    Gut zu wissen

    Auf Zeichen der Überforderung achten!
    Interessante Spiele-Apps oder Konsole-Spiele sind so gemacht, dass sie die Spielenden fesseln. Aggression, Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse wie der Toilettengang oder essen und trinken, können ein Zeichen der Überforderung sein. Beobachtest du außerdem, dass dein Kind zunehmend ängstlicher wird oder schlecht schläft, solltest du handeln und die Spieltätigkeit in Bezug auf die Nutzungsdauer begrenzen, das Spiel durch ein anderes ersetzen oder eine Alternative zum digitalen Spiel anbieten.
    Hier findest Du mehr über die Zeichen der Überforderung beim Kind

    Medien nicht als Babysitter einsetzen!
    Gerade im Kleinkindalter braucht das Kind eine aktive Begleitung bei der Nutzung mobiler Geräte. Kleinkinder vor dem Fernsehgerät oder mit dem Tablet allein zu lassen, ist dringend zu vermeiden. Ab und an Youtube anzuschalten, ist nichts Verwerfliches- aber bitte die Autoplay-Funktion deaktivieren und das Kind beim Anschauen der Clips begleiten. Eine Alternative zu Video-Clips können Hörbücher sein.

    Altersangaben beachten!
    Eine gezielte Medien-Auswahl ist das A und O der Medienerziehung. Achte darauf, dass auch Altersempfehlungen nur Richtwerte sind. Es ist unabdingbar, dass du die Medieninhalte kennst, mit denen sich dein Kind beschäftigt.

    Die europäische Initiative PEGI gibt eine Alterseinstufung der Inhalte von Computerspielen. Mehr Info unter: www.pegi.info/de
    In Deutschland werden Computerspiele zusätzlich mit USK-Kennzeichnungen versehen. Ab 0 = Freigegeben ohne Altersbeschränkung in Bezug auf den Inhalt. Mehr Info unter: www.usk.de
    Filme werden in Deutschland mit der FSK-Kennzeichnung gekennzeichnet. Mehr Info unter: www.spio-fsk.de

    Die Macher der KIM-Studie fragen seit vielen Jahren Kinder, was sie „am liebsten“ tun. Weit vor der Mediennutzung werden „draußen spielen“ und „mit Freunden treffen“ genannt. Sind die Kinder noch klein brauchen sie dabei die Unterstützung der Eltern.
    Spielt dein Kind nun am Tablet oder am Smartphone mit einer App und es wird ihm zuviel-  dann schreite ein und biete konkrete Alternativen an. Unterstütze dein Kind, die Alternativen auch umzusetzen. Bei den ganz Kleinen funktioniert Ablenkung noch gut. Wenn sie etwas anderes sehen, ist das Gerät schnell vergessen- die älteren Kinder brauchen mehr Regeln und Absprachen.

    • TIPPS
    • Gute Apps und Spiele fesseln. Es ist also normal, wenn Dein Kind sich einige Zeit damit befassen möchte. Nicht alles ist gleich Sucht!
    • Achte darauf, dass Dein Kind sich ausreichend bewegt und gut schlafen kann.
    • Biete Deinem Kind konkrete Alternativen an.

      Zu lange am Bildschirm, Was jetzt?
      Alternativen
    • auf dem Sofa hüpfen
    • Wasser trinken
    • einen Dialog zwischen zwei Tieren spielen: wie spricht z.B. die Ente mit dem Bären?
    • basteln
    • sich verkleiden
    • Verstecken spielen
    • raus gehen: Park, Ballspielen
    • Spiele spielen
      Quelle: www.kklicksafe.de

    Zum Mitmachen und Mitdenken

    Führe an einem Tag ein Medientagebuch: welche Medien nutzt die Familie—wie lange?

    Woran erkennst du, dass dein Kind mit Medien überfordert ist?
    Was sind deine größten Bedenken in Bezug auf den Medienkonsum deines Kindes?
    Wie schaffst du es, den Medienkonsum deines Kindes zu begrenzen?

    Wie gehst du mit deinem eigenen Medienkonsum um? Hältst du ihn „geheim“?
    Wie vereinbarst du deine Bedürfnisse (z.B. Austausch mit Freund*innen oder Familie, Wunsch nach Alleinsein) mit den Bedürfnissen deines Kindes?

    Was denken andere Eltern über das Thema? Gehe ins Gespräch darüber.
    Welche Konflikte rund um die Mediennutzung eures Kindes fallen dir ein?
    Wie geht ihr damit um?

    Und sonst noch

    Ruhig bleiben, wenn Absprachen im Alltag mal nicht funktionieren…
    Kinder und Eltern brauchen konsequente Medien-Regeln, an die es sich zu halten gilt!
    Funktionieren die vereinbarten Regeln nicht, leiden Eltern und Kinder gleichermaßen. Beide Seiten kommen dann ständig in einen Konflikt, der im schlimmsten Fall Dauer-Mittelpunkt des Familienlebens wird. So finden es Kinder zum Beispiel stressig, wenn die Eltern immer erreichbar sind. Stress löst auch aus, wenn keine Rücksicht auf Privatsphäre und Persönlichkeitsrechte genommen wird oder Erziehende unterschiedlicher Ansicht sind, wie die Medienerziehung umgesetzt werden soll.

    Wir  wissen nicht mehr weiter?
    Die Nummer gegen Kummer (08001110550) hilft weiter…
    www.nummergegenkummer.de

    Links

    SCHAU HIN!
    Wann sind die Kleinen groß genug für die Medienwelt?
    https://www.schau-hin.info/grundlagen/kleinkinder-und-medien
    https://www.elternguide.online/

    Studie

    Überblick über gängige Mediennutzungs-Studien: https://www.schau-hin.info/studien/studien-zur-mediennutzung

    Die FIM-Studie bietet Erkenntnisse zur Kommunikation und Mediennutzung in Familien in Deutschland. Inhalte und Formen innerfamiliärer Kommunikation, kommunikative Verhaltensmuster innerhalb der Familie und Mediennutzung im Familienkontext stellen thematische Schwerpunkte dar.
    FIM-Studie: https://www.mpfs.de/studien/

    Zum Schluss noch ein Aha-Video der Instagramerin Toyah Diebel, dass darauf aufmerksam macht, dass auch Kinder ein Recht auf Privatsphäre haben. „Lustige Kinderbilder“ können später im Leben zu Mobbing führen.

    https://www.youtube.com/watch?time_continue=3&v=5fqALjdBPjw&feature=emb_logo
  • Wie nehmen Kinder Medien wahr?

    Wie nehmen Kinder Medien wahr?

    Darum geht’s

    „Sobald meine einjährige Tochter das Tablet erblickt, beginnt sie vor Freude zu kreischen und will es sofort mit beiden Händen schnappen. Es hat eine magische Anziehungskraft auf sie. Genau wie das Smartphone, das sie sofort gebannt anvisiert, wenn es auch nur einmal piept.“


    Nochmal schnell beim Job Bescheid sagen, eine wichtige mail lesen, eine Whats-App beantworten… digitale Medien und die vielseitigen Kommunikationswege gehören zu unserer Lebensrealität. Kinder verstehen von klein auf, dass man mit dem Tablet die Oma anrufen und Fotos anschauen kann. Und dass Mama und Papa, auch wenn sie es versuchen zu vermeiden, häufig auf das Smartphone starren.

    Viele Eltern fragen sich, was das für sie und ihre Kinder bedeutet!? Und wie man am besten darauf reagiert: Tablet und Smartphone verstecken oder auf ihre Begeisterung eingehen und ihnen die Medien in die Hand geben? Kinder beobachten und erleben den alltäglichen Umgang mit Smartphone, Tablet, Fernsehgerät und PC durch Erwachsene und nehmen feinsinnig wahr, welchen Stellenwert Medien im Leben der Bezugspersonen einnehmen. So vermittelt sich am Modell der erste Zugang zur eigenen Medienerfahrung.

    Ein bewusster Umgang der Eltern mit digitalen Medien ist daher grundlegend für eine sinnvolle Medienerziehung.

    Gut zu wissen

    Für die Entwicklung einer guten Bindung ist der direkte Blickkontakt sehr wichtig. Der USEntwicklungspsychologe Edward Tronick erforschte mit dem sogenannten „Still-Face-Experiment“ Eltern-Kind-Bindungen. Er zeigte auf, wie wichtig das Zusammenspiel aus Mimik und Gestik in der Kommunikation zwischen Babys und ihren Bezugspersonen ist. Kinder reagieren mit deutlichem Unbehagen, wenn die Bezugsperson nicht auf sie reagiert.

    Der permanente Blick auf das Smartphone sorgt für ein „Still-Face“. Die Reaktion der Kinder ist fast immer gleich: Zunächst versuchen sie, die Aufmerksamkeit ihres Gegenübers über die eigene Mimik und Gestik zu erregen. Gelingt dies nicht, beginnen sie zu quengeln und zu weinen. Die ausbleibende Reaktion der Bezugsperson auf ihr Unwohlsein macht den Kindern schwer zu schaffen.

    Mit diesem Wissen im Hinterkopf wird deutlich, wie die tägliche Nutzung von Smartphones direkt und indirekt Auswirkungen haben kann. Ob in besonders intimen Momenten wie dem Stillen auf dem Sofa oder beim Schieben des Kinderwagens durch den Park. Möchtest Du mehr über Bindung erfahren?

    Wissensquiz

    Und sonst noch

    Frühkindliche Verarbeitung von Medieneindrücken

    Ab wann Kinder tatsächlich schon in der Lage sind, die Funktionsweisen von Medien zu verstehen, ist sehr unterschiedlich. Hinweise aus der Entwicklungspsychologie machen deutlich, dass Kinder bis zu einem Alter von 2 Jahren kognitiv noch nicht in der Lage sind, mobile Medien selbstständig und zielgerichtet zu nutzen.

    In den ersten beiden Lebensjahren sind Kinder damit beschäftigt, ihre physische Umgebung zu erfahren. Grundsätzlich kommt es darauf an, wie viel Zeit das Kind mit den digitalen Geräten verbringt. Im Leben der Kleinkinder sollte es vor allem noch viele nicht-medial vermittelte Inhalte geben, die die Sinne wie Riechen, Schmecken und Fühlen anregen. In einem nächsten Schritt gewinnen Medien als Gegenstände Bedeutung, die die Kinder mit Mund und Händen erkunden. Siehe auch: „Kinder am Tablet- Beobachtungen zur Medienaneignung zwei- bis sechsjähriger Kinder“, DIJ München 2016.

    Im zweiten Lebensjahr gelingt es Kindern, Bilder und kleine Geschichten in Bezug zu ihrer eigenen Lebenswelt zu setzen. Das Wischen der Kinder über den Touchscreen des Tablets oder des Smartphones ist jedoch noch nicht zielgerichtet. Sie probieren lediglich aus, was passiert, ob das Gerät wieder blinkt, bunte Bilder zeigt oder Töne von sich gibt.

    Ab dem dritten Lebensjahr entwickeln sich die grob- und feinmotorischen Fähigkeiten. Medieninhalte werden besser verstanden. Wichtig sind dabei immer noch eine einfache Erzählstruktur sowie der Bezug zur eigenen Lebenswelt. Die Kinder zeigen jetzt ein zielgerichtetes Interesse an Medien, an Inhalten wie auch an Funktionen. Es macht ihnen zunehmend Freude, die Medien in kreativer und spielerischer Weise zu nutzen, beispielsweise um Fotos oder kleine Filme aufzunehmen.

    Wenn Du mehr über kindlichen Entwicklung wissen möchtest…

    Zum Mitmachen und Mitdenken

    Beim Stillen Nachrichten checken? Was ist Deine Meinung dazu?
    Fallen Dir Situationen ein, bei denen der Blickkontakt zwischen Dir und Deinem Kind wichtig ist?
    Was ist das erste Medienerlebnis, an das Du dich erinnern kannst?
    Hast Du mal längere Zeit auf Dein Handy verzichtet? Was war das für ein Gefühl? Was ist Deine Meinung – ab wann und wie lange kann man Kleinkinder mit Medien allein lassen?
    Wie fühlt es sich womöglich für Kinder an, wenn das Spiel oder Gespräch dauernd durch das Smartphone unterbrochen wird?
    Welche medienfreien Zeiten könnte es in der Familie geben / gibt es bereits?

    Links und Anregungen

    Internet ABC- Gute Apps für Kinder- woran zu erkennen?
    Im Elternbereich der Website finden sich auch Informationen und Gesprächsanlässe zum Thema „Kleinkinder und Medien“ und „Apps für kleine Kinder. Ist das ok?“
    www.internet-abc.de/eltern/kinder-spiele-computer-handy/
    Internetguide für Eltern Lebensphase „Früheste Kindheit“
    Hier geht’s auf den Grund der Frage „Wie nehmen kleine Kinder Medien wahr?“
    www.elternguide.online/guided-tour/

    Diese 3 Punkte sollten Dir bei der Gestaltung des Alltags mit Deinen Kindern bewusst sein:

    Auch wenn Dir Deine Bildschirmzeit als notwendig und gerechtfertigt erscheint, deine Kinder machen wenig Unterschied zwischen Arbeit und Freitzeit!
    (Quelle; www.klicksafe.de)
    Während Kinder im Sandkasten spielen, gucken Eltern aufs Smartphone. Ein bekanntes Bild auf Spielpätzen. Amerikanische Forscher haben dazu in einer Studie herausgefunden: Missachtete Kinder sind eher frustriert, hyperaktiv, schmollen oder reagieren mit Wutanfällen!
    (Quelle: www. nature.com/articles/s41390-018-0052-6)
    “Eine (…) vom Deutschen Kinderhilfswerk veröffentlichte repräsentative Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass viele Erwachsene ein fehlendes Problembewusstsein in Bezug auf das Persönlichkeitsrecht von Kindern haben, wenn es um Veröffentlichung von Informationen oder Bildern über soziale Medien wie WhatsApp, Facebook oder Instagram geht”!
    (Quelle: https://www.sueddeutsche.de/leben/kinderfotos-auf-social-media-auch-kinder-haben-ein-rechtam-eigenen-bild-1.3740549