Tag: Struktur

  • Wie Rituale im Familienalltag helfen

    Wie Rituale im Familienalltag helfen

    Darum geht’s

    In diesem Baustein gibt es praktische Anregungen, wie Rituale nützlich eingesetzt werden können. Ganz ausführlich wird das am Beispiel der täglichen Körperpflege gezeigt.


    Gut zu wissen

    In der Hektik des Alltags geben Rituale sicheren Halt. Dinge, die immer wieder gleich ausgeführt werden, müssen nicht jedes Mal neu ausgehandelt werden.

    Was sind Rituale

    Beispiele für helfende Rituale:

    • Beim morgendlichen Verabschieden (Bringen zur Tagesmutter oder in den Kindergarten, zum Start des Schulwegs): eine Umarmung, Verlassen des Hauses und eine ganz bestimmte Stelle, an der die Eltern nochmals innehalten, sich zum Kind umdrehen und winken.
    • Bei der Körperpflege: ein ganz bestimmtes Lied zum Wickeln, immer das gleiche Spielzeug beim Baden, der Lieblingsduft beim Haarewaschen, ein Fingerspiel zum Nägelschneiden… .
    • Beim Essen: gemeinsamer Start des Essens mit einem „Gute-Appetit-Spruch“ oder einem Tischgebet.
    • Bei kleinen Verletzungen und Missgeschicken wie Hinfallen: Trostspruch, über die schmerzende Stelle pusten.
    • Beim abendlichen Heimkommen der Eltern von der Arbeit: Begrüßungsumarmung und dann einige Minuten Zeit für Mama oder Papa ganz allein zum Umziehen und Ankommen.
    • Beim abendlichen Zubettgehen: ganz bestimmter Ablauf von Ausziehen, Gute-Nacht-Geschichte und Schlaflied.
    • Für Eltern: ein Ritual, das nur Ihnen und Ihrer Entspannung dient, z.B. ein Schaumbad, ein abendlicher Spaziergang, Musik hören.

    Ausführlich eingehen wollen wir hier auf die Anwendung von Ritualen bei der Körperpflege.

    Gemeinsam verbrachte Zeit ist in vielen Familien knapp. Da kann es hilfreich sein, Körperpflege nicht als lästige Pflicht zu sehen, die schnell hinter sich gebracht werden muss, sondern sie mit liebevollen Ritualen zum Bestandteil des täglichen Miteinanders zu machen. Das Wickeln des Babys kann mit Singen und Spielen zu inniger Kommunikation werden.

    Eine freundliche Ansprache und ritualisierter, immer gleicher Ablauf zeigt dem Kind, was kommen wird: zum Beispiel, dass als nächstes Waschen oder Anziehen dran ist. Dieses Wissen führt dazu, dass das Kind aktiv am Geschehen teilnimmt und zum Beispiel die Arme ausstreckt.

    Mit zunehmendem Alter wird die ganz normale alltägliche Körperpflege eingeführt. Wenn der Forscherdrang des Kleinkinds dazu geführt hat, dass es schmutzig oder verschwitzt ist, ist Haarewaschen, Duschen oder Baden angesagt. Mit den ersten Zähnen kommt das Zähneputzen. Nicht immer funktioniert das alles selbstverständlich.

    Damit Körperpflege nicht zum Konfliktfeld wird, ist zunächst das Beispiel der Eltern wichtig, die vielleicht selbst ihre ganz eigenen Körperpflegerituale haben. Manchmal hilft auch, ein Spiel/ein Ritual einzuführen.

    Lehnt ein Kind alltägliche Bestandteile der Körperpflege wie Zähneputzen oder Haarewaschen ab, ist Sensibilität und Nachfragen gefordert. Vielleicht schmeckt die Zahnpasta nicht oder das Shampoo brennt. Es hilft, wenn das Kind das selbst aussuchen kann.



    Zum Mitdenken und Mitmachen

    • Welche Rituale gibt es bereits in Eurer Familie?
    • Mit welchem Ritual gestaltet Ihr den Abschied in den Kindergarten, in die Schule, an die Arbeitsstelle?
    • Gibt es ein Ritual, wenn sich Dein Kind verletzt hat oder Trost braucht? Welches?
    • Könnte die Einführung eines Rituals z.B. bei der Körperpflege Deines Kindes hilfreich sein?
    • Sammelt Eure Rituale in der Familie als Kraftspender für den Alltag!

    Und sonst noch

    Zur Bedeutung der Körperpflege für die Gesundheit des Kindes gibt es viele Hinweise im Internet, z. B.

    Kindergesundheit-info- Körperpflege von Kopf bis Fuß
    Familienhandbuch -Körperpflege bei Babys
    Zum Anziehen den Hampelmann

    weitere Links
    Familienhandbuch – Kindliche Entwicklung
    Video: Wo kleine Menschen groß werden

    Auf den Zusammenhang von Kommunikation, Beziehung und Körperpflege hat die ungarische Kinderärztin Emmi Pikler hingewiesen.

    Literatur

    • Pickler, Emmi: Friedliche Babys – zufriedene Mütter: Pädagogische Ratschläge einer Kinderärztin. Herder 2009
    • Pikler, Emmi; Tardos, Anna: Miteinander vertraut werden. Erfahrungen und Gedanken zur Pflege von Säuglingen und Kleinkindern. Arbor 2014

    Außerdem sind dem Thema zahllose Bilderbücher gewidmet. Hier eine Auswahl:

    • Grimm, Sandra: Jakob, Haare waschen! Carlsen 2013 (Alter: 12 Monate – 4 Jahre)
    • Geisler, Dagmar: Plitsch, platsch, Badespaß! Oetinger 2006 (Alter: 2 – 4 Jahre)
    • Carolat, Greta; Mais, Susanne: Komm Haare waschen, Buddy Bär! Arena 2016 (Alter: 3 – 6 Jahre)
    • Reider, Katja: Mein erstes Zahnputzbuch. Ravensburger 2011 (Alter: 2 – 4 Jahre)
    • Banser, Nele: Jakob und seine Zahnbürste. Carlsen 2004 (Alter: 2-3 Jahre)
    • Grimm, Sandra: Blitzeblank sind alle meine Zähne. Arena 2017 (Alter: 3 Jahre)
  • Gemeinschaft erleben in Eltern-Kind-Gruppen

    Gemeinschaft erleben in Eltern-Kind-Gruppen

    Darum geht’s

    In diesem Baustein wird erläutert, wie der Besuch von Eltern-Kind-Gruppen das Familienleben bereichern kann.


    Gut zu wissen

    Mit der Geburt des ersten Kindes ordnen sich oft für junge Eltern ihre eigenen Interessen und sozialen Beziehungen neu. Beruf und Hobbys treten ein Stück in den Hintergrund, es gibt vielleicht weniger Gemeinsamkeiten mit dem bisherigen Bekanntenkreis und nichts ist spannender als das eigene Baby.

    Eltern haben heute vielfältige Möglichkeiten von angeleiteten Aktivitäten mit ihrem Baby und Kleinkind. Eltern-Kind-Gruppen sind breit angelegt und konzentrieren sich nicht auf die Förderung eines bestimmten Bereichs. Hier haben Mütter und Väter die Möglichkeit andere Eltern kennenzulernen und können sich mit ihnen über ihre neue Lebenssituation austauschen und sich gegenseitig unterstützen.

    Babys und Kleinkinder können erste soziale Kontakte zu Gleichaltrigen im Beisein ihrer vertrauten Bezugsperson knüpfen. In Anwesenheit seiner Mutter oder seines Vater fühlt sich ein Kind sicherer und verhält sich in seinem Sozialverhalten gegenüber anderen Kindern und in seinem Erkundungsverhalten aktiver.

    Eltern-Kind-Gruppen gibt es in verschiedenen Formen: als offene Treffs oder geleitete Gruppen, manche nach einem bestimmten Konzept wie PEKiP, FABEL oder nach dem Pikler-Ansatz. Alle diese Gruppen haben stets die Bedürfnisse von Eltern und Kindern im Blick, denn dass es den Eltern gut geht, sie sich in ihrer neuen Rolle wohl und sicher fühlen, ist Voraussetzung für ein gelingendes Familienleben. Jedes Kind wird in seiner Einzigartigkeit gesehen.

    In einer angeleiteten Gruppe gibt es die Möglichkeit die vielen Fragen, die in sich rund ums Kind stellen mit einer Fachkraft zu besprechen, manchmal wird zur Beobachtung des Kindes angeleitet und immer gibt es viele Anregungen zur Beschäftigung mit dem Kind, wie Singen und Fingerspiele.

    Sind die Kinder dann ein wenig älter, gibt es viel zu entdecken, zu erleben und Sozialverhalten kann in einem vertrauten Raum mit bereits bekannten Kindern erlernt werden.


    Eltern-Kind-Gruppen gibt es in Kirchengemeinden, Familienbildungsstätten, Mütter- und Familienzentren und Mehrgenerationenhäusern. Weitere Informationen findest Du unter: Familienbildungstätten in Hessen

    In vielen Eltern-Kind-Gruppen wird gesungen, denn:

    • Eltern haben so die Möglichkeit Lieder kennenzulernen
    • sie werden zum Singen ermutigt
    • das gemeinsame Singen stärkt das „Wir-Gefühl“ in der Gruppe
    • es regt die Kinder zum Nachahmen an
    • die Gruppe hat eine gemeinsame Stimme und fühlt sich wohl miteinander

    Zum Mitdenken und Mitmachen

    Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, mit Deinem Baby eine Eltern-Kind-Gruppe zu besuchen? Probiert es einfach mal aus, Ihr werdet sicher viel Spaß dabei haben!


    Und sonst noch

    Literatur

    • Höltershinken, Dieter; Scherer, Gertrud: PEKiP Das Prager-Eltern-Kind-Programm. Dortmunder Beiträge zur Pädagogik 2011
    • Polinski, Liesel: PEKiP: Spiel und Bewegung mit Babys. Rowohlt Verlag 2019
    • Pulkkinen, Anne: PEKiP: Babys spielerisch fördern. GU Verlag 2014

    Links

    Familienatlas – Familienzentren in Hessen
    Mehrgenerationenhäuser
    Pikler Hengstenberg
    Fabelkurs
    Pekip
    Pikler Pädagogik