Tag: selbst singen

  • Was hat Singen mit Sprechen lernen zu tun?

    Was hat Singen mit Sprechen lernen zu tun?

    Darum geht’s

    In diesem Baustein geht es darum, wie die Kommunikation zwischen Eltern und ihrem Baby oder Kleinkind auf die Entwicklung der Sprache wirkt und welche Rolle Singen dabei spielt.


    Gut zu wissen

    Beziehungsverhalten ist die “Wiege der Sprache”

    In den ersten zwei Lebensjahren kommunizieren das Baby/Kleinkind und seine Eltern fast ausschließlich durch Körpersprache. Die Körpersprache schafft die Beziehung zwischen dem Kind und den Eltern. Eingebettet in diese Beziehung entwickelt sich die gesprochene Sprache.

    Generell ist unter Kommunikation nicht nur die gesprochene Sprache zu verstehen, sondern wir teilen uns anderen Menschen auch durch die sogenannte nonverbale Kommunikation mit, die insbesondere Säuglinge und Kleinkinder intensiv wahrnehmen. Dazu gehören:

    • Körperhaltung
    • Mimik
    • Blickverhalten
    • Ton-/Stimmlage
    • Berührung
    • Ausdünstung/Körpergeruch

    Säuglinge zeigen ihr Befinden durch Blickverhalten, Mimik, Körperhaltung und/oder Schreien. Wichtig ist, dass die Eltern angemessen und feinfühlig auf die Signale des Babys reagieren.


    Sprachverständnis vor dem ersten Lebensjahr

    In den ersten fünf Lebensmonaten bilden Babys verschiedenster Kulturkreise und auch gehörlose Babys die gleichen Laute. Erst danach beginnt es mit der Nachahmung von Sprachlauten und ahmt die Sprachmelodie nach.


    Sprachverständnis nach dem 6. Lebensmonat

    Nach dem 6. Lebensmonat beginnt das Baby, sich die Laute der Umgangssprache anzueignen und es ahmt die Sprachmelodie nach. Aus Kettenlauten ma-ma-ma, pa-pa-pa entwickelt es die ersten Wörter, die es zuerst zufällig, dann aber personenbezogen benutzt oder aber auch zum Ausdruck z.B. von Hunger benutzt. Die ersten Wörter beziehen sich ebenfalls auf Gegenstände und Handlungen. Für das Baby ist es schön und wichtig , wenn die Eltern dem Baby eine handlungsbezogene Sprache vermitteln, d.h. das was sie ansprechen sollte das Baby sehen, hören oder fühlen können.


    Sprachverständnis gegen Ende des ersten Lebensjahres und im 2. Lebensjahr

    Kleinkinder verstehen mehr als sie selbst in Worten ausdrücken können. Gegen Ende des ersten Lebensjahres kennt das Baby/Kleinkind Gegenstände und Personen, mit denen es täglich in Berührung kommt beim Namen. Im zweiten Lebensjahr lernt es die Bezeichnung von Handlungen (Anziehen, Schlafen, Essen) und räumlichen Beziehungen (auf, in, unter) kennen. Die ersten Zweiwortsätze beginnt ein Kind mit 15 bis 42 Monaten zu sprechen.


    Lieder für Babys/Kleinkinder:

    Lieder sind eine wunderbare Möglichkeit auf verschiedene Weise mit dem Baby zu kommunizieren. Beim Singen einfacher Laute wird das Baby zum Mitmachen angeregt. Unterschiedliche Sprachmelodien geben Abwechslung, ein immer gleiches Lied schafft Vertrauen und Beruhigung. Mit Liedern können Begriffe und Zusammenhänge sprachlich erfasst werden und Emotionen ausgedrückt werden.

    Für ein Baby ist es besonders schön, wenn es ein Lied nicht nur hört, sondern auch das Gesicht dazu sieht, wenn wir ihm etwas vorsingen. Denn das wichtigste soziale Signal des Babys ist sein Blickverhalten. Säuglinge haben ein angeborenes Interesse an menschlichen Gesichtern.

    Babys und Kleinkinder haben oft eine besondere Freude dabei, Tierlaute nachzuahmen. Ihren sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten liegt das Nachahmen von Tierlauten noch näher als die namentliche Bezeichnung der Tiere.


    Zum Mitdenken und Mitmachen

    Wie reagiert Dein Baby, wenn Du mit ihm singst? Gibt es vielleicht Laute, die es besonders gerne nachahmt? Mit einfachen Melodien kannst Du die Lautäußerungen Deines Kindes aufgreifen.

    Vielleicht hast Du schon beobachtet, wie viel Dein Kind versteht, wenn Du mit ihm singst. Gesten können die gesungenen Worte unterstreichen, z. B. für oben und unten oder ich oder du.


    Und sonst noch

    Literatur

    Largo, Remo: Babyjahre. Die frühkindliche Entwicklung aus biologischer Sicht. München

    Links

    Hessisches Sozialministerium: Sprachentwicklung und Sprachförderung bei Kindern
    Der Weg zur Sprache- erste Laute des Kindes
    Sprechen verstehen: 0-12 Monate
    Sprachförderung
    Liederbaum
    Fingerpuppe selber basteln
    Durch Musik zum Spracherwerb

  • Wie kann ich eine gute Beziehung zu meinem Baby fördern?

    Wie kann ich eine gute Beziehung zu meinem Baby fördern?

    Darum geht’s

    Eine sichere Bindung zur Bezugsperson ist die Voraussetzung für eine gesunde körperliche und psychische Entwicklung Ihres Babys. Hier erfährst Du mehr darüber, was man unter „sichere Bindung“ versteht und wie Du diese fördern kannst. Außerdem erfährst Du, wie Du die Signale Deines Babys noch besser verstehen und darauf angemessen und feinfühlig reagieren kannst.


    Gut zu wissen

    Jedes Kind entwickelt im Laufe der ersten beiden Lebensjahre eine intensive emotionale Bindung an die Hauptbezugspersonen. Das sind die Personen, die am meisten mit dem Kind zusammen sind, in der Regel sind das die Eltern. Voraussetzung dafür sind angeborene Verhaltensweisen des Säuglings, die bei Erwachsenen bestimmte Reaktionen auslösen, auf die sie dann reagieren. Diese Babysignale, auch Feinzeichen genannt, wie z.B. Lächeln, Brabbeln, Blickkontaktsuche oder Weinen, Schreien, Hinterherkrabbeln u.ä. veranlassen die Erwachsenen, mit dem Kind in Interaktion zu treten oder es zu trösten, d.h. die Bedürfnisse des Babys zu befriedigen. Auch dies geschieht in der Regel intuitiv und ist eine angeborene Verhaltensweise.

    Durch Erkennen der Feinzeichen, richtiger Interpretation und eine angemessene, prompte Reaktion darauf, befriedigen Eltern das Bedürfnis ihres Kindes nach emotionaler Sicherheit, Geborgenheit, Aufmerksamkeit und Zuwendung. Daraus entwickelt sich die überlebensnotwendige persönliche und einzigartige Bindungsbeziehung zwischen Eltern und Kind.

    Es gibt Signale des Babys (Feinzeichen) der Zuwendung, der Selbstberuhigung und der Abwendung. Hier zeigt uns das Kind ganz deutlich, ob es offen und interessiert an Interaktion und für Anregungen ist, ob es sich selbst beruhigt und bei Irritationen wieder in die Balance bringt oder ob es überfordert und überreizt ist und Ruhe braucht.


    Wissensquiz

    Im folgenden Wissensquiz kannst Du Deine Fähigkeiten, diese Feinzeichen richtig einzuordnen, überprüfen.

    Bedürfnisse von Kindern

    Ein weiteres Grundbedürfnis des Kindes ist das Bedürfnis nach Erkundung (Exploration). Darunter versteht man das Bedürfnis des Kindes, Neues kennenzulernen und sein Interesse an fremden Menschen, neuen Spielzeugen und Situationen. Dazu gehört auch das Bedürfnis der Erfahrung von Selbstwirksamkeit, d.h. Dinge selbst zu verursachen, z.B. ein Mobile anzustoßen, zwei Bauklötze aufeinander zu stapeln, ein Spielzeug hinterherzuziehen etc. Das Kind ist stolz und zufrieden, solche Dinge geschafft zu haben.

    Das Bedürfnis nach Bindung und Erkundung sind gleichwertig und ausgeglichen, d.h. sie stehen normalerweise in einer Waage.

    In Situationen, in denen das Kind verunsichert wird, zeigt sich das Bindungsverhalten ganz deutlich. Wenn Mutter oder Vater nicht da sind oder aber fremde Personen und Situationen auf das Kind treffen, reagiert es mit Bindungsverhalten wie Weinen, Hinterherkrabbeln oder Anklammern. Erkundung (Exploration) ist nun nicht mehr möglich, d.h. das Kind kann nicht mehr spielen und ist nicht mehr aufnahmefähig für neue Anregungen. Die Waage kippt zugunsten des Bindungsverhaltens. Erst wenn die verunsichernde Situation geklärt ist, die Bindungsperson wieder da ist und das Kind beruhigt und tröstet, kann es wieder auf Erkundungstour gehen. Die Umgebung, andere Menschen und Spielsachen werden wieder interessant, die Waage kippt in Richtung Exploration.

    Ein sicher gebundenes Kind benötigt die Nähe seiner Bezugspersonen als sicheren Hafen, zu dem es immer wieder zurückkehren kann um aufzutanken. Das ist die Basis, von der aus es die Welt entdecken kann.

    Je älter das Kind wird, umso wichtiger werden andere Bezugspersonen, wie z.B. andere Familienmitglieder, Freunde, Betreuungspersonen. Wenn diese die oben genannten Forderungen erfüllen (also feinfühliges Reagieren auf die Signale des Kindes) und die Zeit des Zusammenseins ausreicht, wird das Kind auch zu ihnen eine Bindung entwickeln. Dies ist die Voraussetzung, dass das Kind auch bei Abwesenheit der Eltern (den Hauptbezugspersonen) seine Bedürfnisse nach emotionaler Sicherheit und Erkundung befriedigen kann, was die soziale und emotionale Entwicklung des Kindes positiv unterstützt.

    Wenn Du Dein Kind in eine Betreuungseinrichtung geben möchtest, solltest Du darauf achten, dass Du eine Eingewöhnungszeit einrechnest. In dieser Zeit bleibst Du als Hauptbezugsperson im Hintergrund, bis das Kind von sich aus Kontakt mit der Betreuungsperson aufnimmt, den Raum erkundet und Interesse an den Spielsachen sowie den Aktivitäten in der Gruppe zeigt.

    Auch dann wird es noch einige Zeit immer wieder zu Dir zurückkehren, um aufzutanken. Es wird sich sternförmig zwischen Dir und den Spielsachen im Raum hin und her bewegen.

    Erst wenn es aktiv die Betreuungsperson aufsucht, um sich trösten zu lassen, hat es auch zu ihr eine Bindung entwickelt. Dann kannst Du wirklich beruhigt sein, dass Dein Kind sich in der neuen Umgebung wohlfühlt.


    Und sonst noch

    Anderer Baustein

    Zu Hause oder in einer Einrichtung? Wie soll mein Kind in den ersten Jahren betreut werden?

    Literatur

    • Karp, Harvey: Das glücklichste Baby der Welt: So beruhigt sich Ihr schreiendes Kind – so schläft es besser. Goldmann 2016
    • Karsten, Hartmut: Entwicklungspsychologische Grundlagen: 0-3 Jahre. Cornelsen 2013
    • Largo, Remo H: Babyjahre, Entwicklung und Erziehung in den ersten 4 Jahren. Piper 2019
    • Pantley, Elisabeth: Schlafen statt schreien. Das liebevolle Einschlafbuch. Trias 2019
    • Sears, William: Schlafen und Wachen, Ein Elternbuch für Kindernächte. La Leche League Schweiz e.V. 2010
    • Gaschler/Buchheim: Kinder brauchen Nähe. Sichere Bindungen aufbauen und erhalten. Gehirn & Geist 2012
    • Stern, Daniel: Tagebuch eines Babys: Was ein Kind sieht, spürt, fühlt und denkt. Piper 2011
    • Becker-Stoll, Fabienne: Bindung – eine sichere Basis fürs Leben: Das große Elternbuch für die ersten 6 Jahre. Kösel 2018

    Links

    Sichere Bindung
    Focus Familie
    Familien-Wegweiser

    Weitere Videos

    Elternfilme rund ums Thema Baby

  • Wie Rituale im Familienalltag helfen

    Wie Rituale im Familienalltag helfen

    Darum geht’s

    In diesem Baustein gibt es praktische Anregungen, wie Rituale nützlich eingesetzt werden können. Ganz ausführlich wird das am Beispiel der täglichen Körperpflege gezeigt.


    Gut zu wissen

    In der Hektik des Alltags geben Rituale sicheren Halt. Dinge, die immer wieder gleich ausgeführt werden, müssen nicht jedes Mal neu ausgehandelt werden.

    Was sind Rituale

    Beispiele für helfende Rituale:

    • Beim morgendlichen Verabschieden (Bringen zur Tagesmutter oder in den Kindergarten, zum Start des Schulwegs): eine Umarmung, Verlassen des Hauses und eine ganz bestimmte Stelle, an der die Eltern nochmals innehalten, sich zum Kind umdrehen und winken.
    • Bei der Körperpflege: ein ganz bestimmtes Lied zum Wickeln, immer das gleiche Spielzeug beim Baden, der Lieblingsduft beim Haarewaschen, ein Fingerspiel zum Nägelschneiden… .
    • Beim Essen: gemeinsamer Start des Essens mit einem „Gute-Appetit-Spruch“ oder einem Tischgebet.
    • Bei kleinen Verletzungen und Missgeschicken wie Hinfallen: Trostspruch, über die schmerzende Stelle pusten.
    • Beim abendlichen Heimkommen der Eltern von der Arbeit: Begrüßungsumarmung und dann einige Minuten Zeit für Mama oder Papa ganz allein zum Umziehen und Ankommen.
    • Beim abendlichen Zubettgehen: ganz bestimmter Ablauf von Ausziehen, Gute-Nacht-Geschichte und Schlaflied.
    • Für Eltern: ein Ritual, das nur Ihnen und Ihrer Entspannung dient, z.B. ein Schaumbad, ein abendlicher Spaziergang, Musik hören.

    Ausführlich eingehen wollen wir hier auf die Anwendung von Ritualen bei der Körperpflege.

    Gemeinsam verbrachte Zeit ist in vielen Familien knapp. Da kann es hilfreich sein, Körperpflege nicht als lästige Pflicht zu sehen, die schnell hinter sich gebracht werden muss, sondern sie mit liebevollen Ritualen zum Bestandteil des täglichen Miteinanders zu machen. Das Wickeln des Babys kann mit Singen und Spielen zu inniger Kommunikation werden.

    Eine freundliche Ansprache und ritualisierter, immer gleicher Ablauf zeigt dem Kind, was kommen wird: zum Beispiel, dass als nächstes Waschen oder Anziehen dran ist. Dieses Wissen führt dazu, dass das Kind aktiv am Geschehen teilnimmt und zum Beispiel die Arme ausstreckt.

    Mit zunehmendem Alter wird die ganz normale alltägliche Körperpflege eingeführt. Wenn der Forscherdrang des Kleinkinds dazu geführt hat, dass es schmutzig oder verschwitzt ist, ist Haarewaschen, Duschen oder Baden angesagt. Mit den ersten Zähnen kommt das Zähneputzen. Nicht immer funktioniert das alles selbstverständlich.

    Damit Körperpflege nicht zum Konfliktfeld wird, ist zunächst das Beispiel der Eltern wichtig, die vielleicht selbst ihre ganz eigenen Körperpflegerituale haben. Manchmal hilft auch, ein Spiel/ein Ritual einzuführen.

    Lehnt ein Kind alltägliche Bestandteile der Körperpflege wie Zähneputzen oder Haarewaschen ab, ist Sensibilität und Nachfragen gefordert. Vielleicht schmeckt die Zahnpasta nicht oder das Shampoo brennt. Es hilft, wenn das Kind das selbst aussuchen kann.



    Zum Mitdenken und Mitmachen

    • Welche Rituale gibt es bereits in Eurer Familie?
    • Mit welchem Ritual gestaltet Ihr den Abschied in den Kindergarten, in die Schule, an die Arbeitsstelle?
    • Gibt es ein Ritual, wenn sich Dein Kind verletzt hat oder Trost braucht? Welches?
    • Könnte die Einführung eines Rituals z.B. bei der Körperpflege Deines Kindes hilfreich sein?
    • Sammelt Eure Rituale in der Familie als Kraftspender für den Alltag!

    Und sonst noch

    Zur Bedeutung der Körperpflege für die Gesundheit des Kindes gibt es viele Hinweise im Internet, z. B.

    Kindergesundheit-info- Körperpflege von Kopf bis Fuß
    Familienhandbuch -Körperpflege bei Babys
    Zum Anziehen den Hampelmann

    weitere Links
    Familienhandbuch – Kindliche Entwicklung
    Video: Wo kleine Menschen groß werden

    Auf den Zusammenhang von Kommunikation, Beziehung und Körperpflege hat die ungarische Kinderärztin Emmi Pikler hingewiesen.

    Literatur

    • Pickler, Emmi: Friedliche Babys – zufriedene Mütter: Pädagogische Ratschläge einer Kinderärztin. Herder 2009
    • Pikler, Emmi; Tardos, Anna: Miteinander vertraut werden. Erfahrungen und Gedanken zur Pflege von Säuglingen und Kleinkindern. Arbor 2014

    Außerdem sind dem Thema zahllose Bilderbücher gewidmet. Hier eine Auswahl:

    • Grimm, Sandra: Jakob, Haare waschen! Carlsen 2013 (Alter: 12 Monate – 4 Jahre)
    • Geisler, Dagmar: Plitsch, platsch, Badespaß! Oetinger 2006 (Alter: 2 – 4 Jahre)
    • Carolat, Greta; Mais, Susanne: Komm Haare waschen, Buddy Bär! Arena 2016 (Alter: 3 – 6 Jahre)
    • Reider, Katja: Mein erstes Zahnputzbuch. Ravensburger 2011 (Alter: 2 – 4 Jahre)
    • Banser, Nele: Jakob und seine Zahnbürste. Carlsen 2004 (Alter: 2-3 Jahre)
    • Grimm, Sandra: Blitzeblank sind alle meine Zähne. Arena 2017 (Alter: 3 Jahre)