Tag: Feste

  • Was sind Rituale?

    Was sind Rituale?

    Darum geht’s

    Unser Leben heute ist vielfach von Hektik, Zeitnot und Stress geprägt. Auch Familien spüren das. Die Zeit, die wir in Familien füreinander haben, wird immer geringer und muss bewusst geplant werden. Rituale sind gerade in einer Zeit, in der alles schneller, lauter, hektischer wird, wichtig, um inne zuhalten, zur Ruhe zukommen und gemeinsame Zeit zu gestalten.
    Was ist ein Ritual? Wie können Rituale helfen, den Familienalltag gut zu gestalten? Hier findest Du Anregungen und Denkanstöße …


    Gut zu wissen

    Was ist ein Ritual?

    In unserer Kultur ist es üblich, dass wir uns mit einem Händedruck begrüßen. Der Händedruck als symbolische Handlung zeigt, wir gehen aufeinander zu und nehmen uns bewusst wahr. Der Ablauf dieses Rituals ist uns vertraut, weil er nach bekannten Regeln verläuft. Ein Ritual ist also ein beobachtbares Handeln, dass Menschen in einer bestimmten Situation immer wieder tun. Dabei ist das Ritual immer mit einem bestimmten Zeichen verbunden. Die ausgestreckte Hand zeigt meinem Gegenüber, dass ich ihn mit einem Händedruck begrüßen möchte. Das Anzünden einer Kerze wird auf der Geburtstagstorte z.B. zu einem Ritual, weil ein besonderer Sinnzusammenhang damit verbunden ist.

    Ein Ritual kann kultureller Natur sein. Es kann aber auch religiöser Natur sein. Und ein Ritual kann alltäglicher Natur sein.
    Zünde ich jeden Tag eine Kerze an, ohne mir dabei viel zu denken, dann ist das noch kein Ritual sondern eine Gewohnheit. Im Gegensatz zur Gewohnheit, steckt in einem Ritual etwas Besonders, oft Feierliches und emotional Anrührendes. In der Geburtstagskerze z.B. die Freude über den Menschen, der Geburtstag hat.

    Rituale sind nicht „einfach da“, sondern sie entwickeln sich: in einer Familie, einer Gesellschaft. Und Rituale sind veränderbar. Oft werden Rituale unbewusst vollzogen: das gemeinsame Schmücken des Weihnachtsbaums am Morgen des 24.12. gehört zu einer Tradition in meiner Familie und läutet bei uns den Heiligen Abend ein. Das ist „einfach so“ und wird „immer so bleiben“. Rituale bringen wir aus unseren Herkunftsfamilien mit. Aber wir entwickeln auch neue Rituale, die zu unsrer aktuellen Lebenssituation passen: mit kleinen Kindern das Ritual des Zu-Bett-Bringens, das mit größer werdenden Kindern sich wieder verändert und vielleicht zu gemeinsamen Lesestunde wird.

    Rituale müssen zur jeweiligen Lebenssituation, zur den Bedürfnissen einer Familie und dem Alter der Kinder passen. Sie sollten Kindern und Erwachsenen gut tun und das Zusammenleben in einer Familie positiv unterstützen.


    Wozu sind Rituale gut?

    • Rituale geben Struktur und Halt in einem hektischen Alltag. Regelmäßig wiederkehrende Handlungen gliedern den Alltag und machen ihn so übersichtlicher und weniger chaotisch.
    • Rituale ordnen den Tagesablauf und die Beziehung zu andern Menschen, z.B. beim morgendlichen Wecken oder dem Zu-Bett-Bringen am Abend, bei der Verabschiedung in den Kindergarten oder beim wieder Abholen. Wenn dies immer nach dem gleichen Muster abläuft, dann wissen alle Beteiligten, was wann und wie geschieht und dass sie sich aufeinander verlassen können.
    • Rituale bieten Orientierung: Sie helfen Kindern, sich im Alltag zurechtzufinden, wenn immer zur selben Zeit, die immer wiederkehrenden Handlungen stattfinden. So kann sich das Gefühl von Zuverlässigkeit und das sich auf andere verlassen können, entwickeln. Und Rituale entlasten Kinder und Eltern, weil die Stationen im Tagesablauf nicht immer wieder neu ausgehandelt und erfunden werden müssen. Viele Eltern wissen: Kinder wollen immer wieder das bekannte, vertraute Lied hören oder Buch ansehen.
    • Besonders Kinder lieben Rituale, weil ihnen die immer wiederkehrenden Handlungen das Gefühl von Verlässlichkeit, Sicherheit und Vertrauen geben. Und die Wiederholungen geben ihnen das Gefühl, etwas zu kennen und zu können. Das gibt Kindern Selbstbewusstsein und fördert das Selbstvertrauen.
    • Rituale begleiten in Übergangsphasen, sie erleichtern z.B. den Wechsel in den Kindergarten oder zur Tagesmutter. Wenn dieser Übergang immer in gleicher Weise gestaltet ist, dann erlebt das Kind ihn zunehmend als sicher und verlässlich. Rituale können Ängste reduzieren und Halt geben, z.B. wenn ein Kuscheltier immer mit dabei sein kann, wenn eine neue Situation, der Urlaub, das erste Übernachten bei der Oma, bevorsteht.
    • Der Übergang vom Tag in die Nacht oder von der Nacht in den Tag ist gerade für kleine Kinder oft eine besonders schwierige Phase. Ein bekanntes Ritual kann helfen, diesen Übergang zu schaffen: ein Lied, eine Gute-Nacht-Geschichte, ein Gebet oder das Kuscheltier helfen, den Tag abzuschließen und sich dem Schlaf anzuvertrauen.
    • Rituale vereinfachen komplexe Situationen und helfen, sich in neuen, in besonderen Situationen zu verhalten. Bei Taufen oder Beerdigungen haben sich bestimmte Abläufe etabliert, die vielen bekannt sind und Sicherheit geben. Weil wir in unserem Kulturkreis dafür bestimmte Verhaltensvorgaben haben, wissen die Beteiligten, was auf sie zukommt.
    • Rituale helfen Krisen zu bewältigen und Rituale können in schwierigen Zeiten, bei Trauer und Schmerz, heilsam sein. Ein Gebet oder das gemeinsame Anzünden einer Kerze kann auch für Kinder tröstend sein.
    • Rituale setzen Grenzen und helfen, sich an Regeln zu halten. Sie zeigen, wann mit bestimmten Tätigkeiten Schluss ist und etwas Neues beginnt. Ein Lied am Ende der Spielzeit hilft dem Kind, mit dem Spiel abzuschließen oder es ruhen zu lassen. So lernen Kinder mit Grenzen umzugehen, sie zu akzeptieren und dass auch etwas Schönes einmal zu Ende gehen muss. Ein immer gleiches Ritual kann Kindern helfen, ihre Gefühle darauf einzustellen.
    • Rituale lassen uns innehalten, aus dem Alltag raustreten und zu uns selbst kommen. Festliche Rituale unterbrechen den Alltag und weisen auf das „Besondere“ hin, z.B. bei Geburtstagsfeiern zeigen Rituale, die Zuneigung und Wertschätzung für das Geburtstagskind. Rituale, die berühren und das Gefühl der Verbundenheit mit anderen Menschen wecken, deuten auf etwas Größeres hin. Christliche Rituale, wie ein Gebet, die Taufkerze oder ein „Gott behüte Dich!“ weisen auf Gott hin und sind eine Möglichkeit, im Alltag das Vertrauen in ein göttliches Gegenüber zu stärken.
    • Festliche und feierliche Rituale machen die Bedeutung von großen und kleinen Festen begreifbar und binden uns in den Jahreskreis ein.
    • Rituale können Zeiten der Achtsamkeit sein und das Leben bereichern.
    • Rituale sind wichtig und wertvoll für das Zusammenleben in Familien, aber sie dürfen nicht zum Zwang werden. Rituale sollen Freude machen und allen Familienmitgliedern gut tun. Und sie dürfen verändert werden, wenn sich die Bedürfnisse und Lebenssituation in einer Familie verändert hat.

    Zum Mitdenken und Mitmachen

    Welche Rituale kennst Du aus Deiner Kindheit? Welche hast Du besonders geliebt? Und von welchen hast Du Dich gerne verabschiedet?
    Und welche Rituale gibt es in Eurer Familie? Sammelt Eure Rituale als Kraftspender für den Alltag!

     Und sonst noch

    Religiöse Erziehung

    Feste im Jahreskreis

    Wie Rituale im Familienalltag helfen

    Literatur

    Bingel, Bela; Langlotz, Christel; Paulzen Vanessa: Kinder lieben Rituale: Kinder im Alltag mit Ritualen unterstützen und begleiten. Ökotopia März 2010
    Raude-Gockel, Marita; Pfrang, Claudia; Hafermaas, Gabriele: Das große Buch der Rituale: Den Tag gestalten – Das Jahr erleben – Feste feiern. Ein Familienbuch. Kösel 2007
    Kreide, Ingrid; Breuer, Kati: Rituale machen stark. ALS-Verlag 2011
    Gnetter, Ingrid: Das Ritualebuch für kleine Kinder: Die schönsten Ideen für Krippe, Kita und Eltern-Kind-Gruppe. Don Bosco  2012
    Gräßer, Melanie: Kinder brauchen Rituale: So unterstützen Sie ihr Kind in der Entwicklung. Stressfrei durch den Familien-Alltag. Humboldt 2015
    Berger, Barbara; Biesinger, Albert; Hille, Simone; Kohler-Spiegel, Helga: Das Familien-Wochenendbuch: Rituale, Geschichten, Spiele, Gebete. Für 52 Wochenenden. Kösel 2013
    Assmann, Marion; Assmann, Siegmar: Das kleine Buch der Familienrituale. Brunnen 2012
    Diekemper, Elias; Reimann-Höhn, Uta: Rituale geben Sicherheit. Wie Kinder Vertrauen gewinnen. Herder 2001
    Baumann, Christa: Spuren des Glaubens legen. Rituale im Familienalltag. Aussaat Neukirchener Verlag 2010
    Kunze, Petra / Salamander, Catharina: Die schönsten Rituale für Kinder. GU Ratgeber Kinder 2008
    Groth, C.; Brunner, S.; Wuttke, N.; Schulz, P.; Quinzer, M.: Rituale in der Kindheit: Wie Gewohnheiten helfen, das Leben zu meistern. Science Factory 2014

    Links

    Warum Rituale wichtig sind
    Eltern-Bildung- Rituale
    Rituale in der Familie

    Youtube: Videos

    Fotonachweise:

    birgitH / pixelio.de,
    Ana`i  / pixelio.de
    Albrecht E. Arnold / pixelio.de
    Dirk Schelpe  / pixelio.de

  • Alle Jahre wieder: Rituale und Lieder im Jahresverlauf

    Alle Jahre wieder: Rituale und Lieder im Jahresverlauf

    Darum geht’s

    Feste und Feiern sind wichtige Daten im Jahresverlauf und werden von eigenen Ritualen begleitet. In diesem Baustein erhältst Du eine umfassende Übersicht über die Feste im Jahresverlauf und viele Anregungen zum Feiern mit der Familie.


    Gut zu wissen

    Kinder begegnen im Laufe eines Jahres vielen Symbolen und Bräuchen, die auf bestimmte Zeiten oder Feste hinweisen. Oftmals sind sie allerdings kommerzialisiert und einseitig auf Konsum ausgerichtet. Dann löst der Osterhase übergangslos die Faschingsdeko ab und das Weihnachtsgebäck ist ab September erhältlich.

    Doch was steckt wirklich dahinter? Feste und Festzeiten wollen im Jahresverlauf gefeiert werden. Die damit verbundenen Rituale sind oft an tiefe Emotionen geknüpft und wichtige Eckpunkte im Familienleben. Sie werden freudig erwartet, geben Beständigkeit und zeigen dabei das stetige Voranschreiten im Lebensverlauf; am deutlichsten in der jährlichen Geburtstagsfeier.

    Jede Familie hat ihre eigenen Festrituale, die gestaltet werden wollen. Feste können aber auch in Stress ausarten. Dann ist ein Besinnen auf das Wesentliche angesagt, auf den Wunsch zusammen zu sein, Gemeinsamkeit zu erleben, Freude zu schenken. Da ist weniger oft mehr.

    Wir geben Informationen und Anregungen zu folgenden Festen:

    • Advent

    Ende November bzw. Anfang Dezember beginnt die Adventszeit und damit das christliche Kirchenjahr. Advent heißt wörtlich übersetzt “Ankunft”. Im Advent warten die Christen auf die Geburt Jesu und bereiten sich auf dieses Fest vor. Der Adventskranz mit seinen vier Kerzen zeigt uns: Vier Wochen dauert das Warten bis zum Weihnachtsfest. … mehr

    • Nikolaus

    Am Beginn der Adventszeit – am 6. Dezember – wird das Fest des heiligen Nikolaus gefeiert. Es ist mit vielen verschiedenen Bräuchen verbunden. Meistens tritt der Nikolaus als Gabenbringer auf; er beschenkt Kinder und Erwachsene, kommt zu Besuch oder steckt heimlich und ungesehen Geschenke in aufgestellte Stiefel vor der Tür. … mehr

    • Weihnachten

    In den meisten Familien ist Weihnachten neben den Geburtstagen das wichtigste Fest. Auch viele Menschen, die keinen engen kirchlichen Bezug haben, feiern es und genießen das Zusammensein. In verschiedenen Teilen der Erde gibt es ganz unterschiedliche Weihnachtsbräuche, auch unterschiedliche Tage, an denen das Fest begangen wird. … mehr

    • Silvester und Neujahr

    Wenn ein altes Jahr zu Ende geht und ein neues Jahr beginnt, ist das eine gute Möglichkeit, mit Kindern über die vergangenen Erlebnisse nachzudenken und Wünsche fürs neue Jahr zu formulieren. … mehr

    • Fasching und Fastenzeit

    Fasching und Fastenzeit sind zwei gegensätzliche Zeitabschnitte: … mehr

    • Ostern

    Ostern ist das Hauptfest der Christen: Es ist der Abschluss der Karwoche und die Feier der Auferstehung Jesu. Das Osterfest ist von allen christlichen Festen das erste und ursprünglichste. Es gibt viele beliebte Bräuche dazu: Osterhasen und Ostereier kennt jeder, oft werden Ostersträuße geschmückt, in manchen Gegenden gibt es Osterfeuer. … mehr

    • Erntedank

    Das Erntedankfest wird an dem ersten Sonntag im Oktober gefeiert. Im religiöse Sinn wird Gott, dem Geber aller Gaben, für die Ernte gedankt; doch auch für den Lebensunterhalt, den Arbeitsplatz, die gesicherten Lebensumstände. Erntedank kann auch ein Dankfest für die schönen Erfahrungen im Leben sein. … mehr

    • Halloween/Allerheiligen

    Seit einigen Jahren erfreut sich das Halloween-Fest großer Beliebtheit. Am Abend des 31. Oktober ziehen Kinder, die als Hexe, Gespenst oder Vampir verkleidet sind, von Haus zu Haus und fordern mit dem Spruch „Süßes oder Saures!“ Süßigkeiten. … mehr

    • Allerseelen

    Auch die Gedenktage an die Verstorbenen gehören nicht nur zum Kirchenjahr, sondern können ein wichtiges Ritual im Familienleben sein, wenn es einen Trauerfall gegeben hat. So hat ein Innehalten und Gedenken an einen Verstorbenen einen besonderen Platz. … mehr

    • St. Martin

    Am 11. November ziehen Erwachsene und Kinder mit Laternen durch die Straßen und singen Lieder. An einem Feuer wird die Martinsgeschichte vorgelesen oder gespielt. Das Thema „Teilen“ steht im Mittelpunkt. … mehr

    • Geburtstagsfeier

    Einmal im Jahr hat jede/r einen ganz besonderen Tag: den Geburtstag. So ein Ehrentag soll entsprechend gefeiert werden. Hier findest Du Ideen und Anregungen rund um den Geburtstag. … mehr


    Zum Mitdenken und Mitmachen

    Welche Feste im Jahresverlauf sind Dir wichtig? Wie möchtest Du diese Fest mit Deiner Familie feiern?

    Feste sollen Freude machen und nicht zur Belastung werden. Damit sie zur Bereicherungen des familiären Miteinanders und nicht zu zusätzlichem Stress werden, gilt daher bei allen Festen und Feierlichkeiten: Weniger ist mehr – bewusst auswählen, was wirklich zur Familie passt.

    Es lohnt sich, im Vorfeld eines Feiertags über Wünsche und Erwartungen nachzudenken: was will ich – und was nicht.

    • Wer plant und organisiert das Fest? Können bereits die Vorbereitungen zu einer Freude für die ganze Familie werden und damit gleichzeitig Aufgaben delegiert werden?
    • Was ist wirklich nötig, um das Fest schön zu gestalten? Worauf kann verzichtet werden?
    • Wie gehen wir mit Besuchen und Einladungen um? Zu wem wollen wir hinfahren? Welcher Besuch kann vielleicht auch verschoben werden?
    • Wie viele Gäste laden wir ein? Gerade an Kindergeburtstagen kann die Hauptperson durch ein Zuviel an Besuch und Trubel leicht überfordert werden.
    • Wie viel kann und will ich für ein Fest ausgeben?

    Und sonst noch

    Die eigentlich christliche Bedeutung ist bei einigen Festtagen in den Hintergrund getreten. Sie werden ohne diesen Bezug begangen, oft auch nur als willkommene freie Tage genutzt.

    Doch was steht eigentlich dahinter:

    Nikolaus
    Ostern
    Halloween/Allerheiligen
    Allerseelen
    St. Martin
    Der Kindergeburtstag gehört zu den Höhepunkten im familiären Jahresverlauf.
    Hier einige Anregungen


    Literatur

    • Peters, Claudia; Peters, Ulrich: Das große Haus-Familien-Feste-Feierbuch: Dann wird das Leben wie ein Fest! Schwabenverlag 2007
    • Raude-Gockel, Martina: Das große Buch der Rituale: Den Tag gestalten. Das Jahr erleben. Feste feiern. Ein Familienbuch. Kösel 2007
    • Wilhelm, Katharina: Rica und das Weihnachtsabenteuer. Ein Folien-Adventskalender zum Vorlesen und Gestalten eines Fensterbildes. Kaufmann 2017
    • König, Hermine; Anode, Eva: Das große Jahreshoch für Kinder: Feste feiern und Bräuche neu entdecken. Kösel 2007
    • Schupp, Renate: Ostern (Rica erzählt). Kaufmann 2019