Foto: Helene Souza / pixelio.de

Pikler-Pädagogik


 1. Könnten Sie kurz erläutern, was das Besondere an Einrichtungen ist, die nach dem Pikler-Konzept arbeiten? 

Die Pikler-Pädagogik respektiert jedes einzelne Kind als eine eigenständige Persönlichkeit. Die Pikler-Pädagogen haben umfangreiche Kenntnisse über die gesamte Entwicklung von kleinen Kindern unter drei
Jahren. In allen Pflegesituationen (Wickeln, An- und Ausziehen, Essen und Trinken) wird dem Kind angekündigt, was der nächste Schritt ist. Es kann sich dann darauf einstellen, was mit ihm passiert und mehr oder weniger mithelfen. Wichtig ist, das sich das Kind ernstgenommen und kompetent fühlt. Bei der Spiel- und Bewegungsentwicklung kann sich das Kind frei entfalten und selbstwirksam in seinem eigenen Tempo und
Rhythmus entwickeln. Es gibt keine Beschleunigungen oder Übungsanimationen von Seiten der Erwachsenen. Vielmehr bereitet der Erwachsene eine Umgebung vor, in der sich das Kind frei bewegen und spielen kann. Hier gibt es kleine Herausforderungen und Risiken, die das Kind selbstbestimmt angehen kann ohne ernsthafte Gefahren. Das Kind erlebt sich als selbstwirksam und kann auch selbst regulierend Pausen einlegen.


2. Wo sehen Sie den Vorteil dieses Konzeptes?

Der Vorteil zu anderen pädagogischen Konzepten liegt in der Zugewandtheit jedem einzelnen Kind gegenüber. In diesem Alter ist das Kind damit beschäftigt, ein Bild von sich selbst zu entwickeln. Da ist es schwer, Rücksicht auf andere zu nehmen oder gar zu teilen. In Einrichtungen, in denen Pikler-Pädagogen arbeiten, wird darauf geachtet, dass jedes einzelne Kind in der Gruppe seine eigene Persönlichkeit entwickeln kann und erste bewältigbare soziale Erfahrungen machen kann.


3. Für welche Familien eignet sich dieses Konzept? Gibt es Voraussetzungen, die die Familie mitbringen sollte?

Die Pikler-Pädagogik eignet sich für jede Familie, die sich eine individuelle Betreuung ihres Kindes in einer Einrichtung wünscht. Wichtig ist zu wissen, dass das freie Spiel und die freie Bewegung im  Tagesablauf fest verankert  sind. Emmi Pikler nannte das freie Spiel „die Hochschule der Kleinkinder“ – mit der Spielentwicklung ist die Gehirnentwicklung eng verbunden und daher sehr wichtig.

 

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