Category: Meine Zeit mit meinem Kind: Alltag gestalten mit Liedern und Ritualen

  • Warum (selbst) singen?

    Warum (selbst) singen?

    Darum geht’s

    In diesem Baustein wird gezeigt, warum es wichtig ist, mit Kindern selbst zu singen. Viele Beispiele zeigen, welche Bedeutung Singen in der Familie hat. Jede(r) ist eingeladen, für sich selbst gute Gründe zum Singen zu finden.


    Gut zu wissen

    Im Alltag einer jungen Familie gibt es jede Menge zu tun: Der tägliche Ablauf rund um Kochen, Wickeln, Wäschewaschen ist zu organisieren, das Kind braucht viel Aufmerksamkeit, vielleicht besondere Förderung oder Unterstützung, die Betreuung ist rechtzeitig zu überlegen und der Anschluss an den Beruf soll irgendwie auch gehalten werden. Ganz zu schweigen von Wünschen an Partnerschaft, Freunde, Hobbys, gar Zeit für sich selbst.

    Und jetzt auch noch SINGEN? Warum das denn? “Es gibt doch wundervolle DVDs mit Musik,  und Spielzeug, das Melodien auf Knopfdruck produziert.” “Meine Stimme ist schrecklich – Texte kann ich auch nicht – selbst singen: das ist nichts für mich.” – So könnten Mütter und Väter denken, denen bisher der Zugang zum Singen versperrt war.


    Miteinander Singen ist Nähe und Kommunikation. Wer zusammen singt, steht in Beziehung zueinander, macht gemeinsam etwas Schönes. Das fördert auch die enge Bindung zwischen Eltern und Kindern.


    Singen kann beruhigen und trösten. Singen in ein Ritual einzubinden, gibt Kindern Halt und Sicherheit. Singen lenkt ab und verbessert die Laune. Aggression und Singen schließen einander aus. In einem gängigen Spruch, der ursprünglich aus einem alten Volkslied stammt, heißt es: Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder. Durch Singen wird ein Signal gegeben: z. B. zum Zusammenkommen, zum zur-Ruhe-Kommen, zum Verabschieden. Lieder markieren so die Übergänge im Tagesverlauf und geben Struktur und Verlässlichkeit.

    Singen fördert die Sprachentwicklung und unterstützt das Erlernen von Begriffen. Lieder können zu Wurzeln zurückführen und sind eine Brücke zwischen den Generationen. Großeltern können wunderbare Mitsinger sein, auch wenn sie vielleicht nicht mehr so mobil sind. Lieder und gemeinsames Singen kann Menschen aus aller Welt verbinden. Singen fördert Kreativität, Spontanität und das Selbstbewusstsein. Dabei wird ganz viel gelernt. Anlässe wie Geburtstage, Advent, Weihnachten werden durch die passenden Lieder in ihrer Besonderheit unterstrichen. Singen ist immer und überall verfügbar. Es ist keine Ausrüstung dafür erforderlich. Und es kostet nichts.

    Singen macht Freude. Wer nicht darin geübt ist, braucht vielleicht ein bisschen Überwindung. Aber dann macht es der ganzen Familie großen Spaß – probier es aus!

    Der Übergang vom Singen zum Spielen ist oft fließend. Da gibt es viele Möglichkeiten für Zubehör, wie Handpuppen, Dinge, die Geräusche erzeugen oder auch Selbstgebasteltes.




    Zum Mitdenken und Mitmachen

    Singt Ihr schon in Eurer Familie? Dann weiter so! Eure Kinder werden viel Spaß dabei haben. Falls Ihr noch nicht singt: Probiert es doch einfach mal aus! Singen kann jeder, es ist einfach und kostenlos – also viel Spaß dabei!


    Und sonst noch

    Keine Lust alleine mit den Kindern zu singen?

    • In den meisten Eltern-Kind-Gruppen wird gesungen. An manchen Orten gibt es auch spezielle Musikgruppen für Eltern mit Babys.
    • Wie Lieder zur Beruhigung beitragen und die Eltern-Kind-Bindung stärken, wird in einem gesonderten Baustein erklärt.
    • Lieder spielen auch bei religiöser Erziehung und den Festen im Jahresverlauf eine große Rolle. Darüber finden Sie in weiteren Bausteinen Informationen.
    • Auch den Zusammenhang zwischen Singen und Sprachentwicklung können Sie sich in einem Extra-Baustein näher ansehen.
    • Keine Ahnung von Liedtexten? Unser Quiz lädt ein, mit viel Spaß zu lernen.

    Links

    Bedeutung von Singen und Musik, gestaffelt nach Lebensalter
    Lieder und Texte – mit Karaoke-Möglichkeit zum selber Singen
    Die Carusos
    Die schönsten Kinderlieder zum Mitsingen: Texte und Noten

    Videos
    Kinderlieder zum Mitsingen
    Kinderlieder zum Mitsingen und Bewegen

  • Was hat Singen mit Sprechen lernen zu tun?

    Was hat Singen mit Sprechen lernen zu tun?

    Darum geht’s

    In diesem Baustein geht es darum, wie die Kommunikation zwischen Eltern und ihrem Baby oder Kleinkind auf die Entwicklung der Sprache wirkt und welche Rolle Singen dabei spielt.


    Gut zu wissen

    Beziehungsverhalten ist die “Wiege der Sprache”

    In den ersten zwei Lebensjahren kommunizieren das Baby/Kleinkind und seine Eltern fast ausschließlich durch Körpersprache. Die Körpersprache schafft die Beziehung zwischen dem Kind und den Eltern. Eingebettet in diese Beziehung entwickelt sich die gesprochene Sprache.

    Generell ist unter Kommunikation nicht nur die gesprochene Sprache zu verstehen, sondern wir teilen uns anderen Menschen auch durch die sogenannte nonverbale Kommunikation mit, die insbesondere Säuglinge und Kleinkinder intensiv wahrnehmen. Dazu gehören:

    • Körperhaltung
    • Mimik
    • Blickverhalten
    • Ton-/Stimmlage
    • Berührung
    • Ausdünstung/Körpergeruch

    Säuglinge zeigen ihr Befinden durch Blickverhalten, Mimik, Körperhaltung und/oder Schreien. Wichtig ist, dass die Eltern angemessen und feinfühlig auf die Signale des Babys reagieren.


    Sprachverständnis vor dem ersten Lebensjahr

    In den ersten fünf Lebensmonaten bilden Babys verschiedenster Kulturkreise und auch gehörlose Babys die gleichen Laute. Erst danach beginnt es mit der Nachahmung von Sprachlauten und ahmt die Sprachmelodie nach.


    Sprachverständnis nach dem 6. Lebensmonat

    Nach dem 6. Lebensmonat beginnt das Baby, sich die Laute der Umgangssprache anzueignen und es ahmt die Sprachmelodie nach. Aus Kettenlauten ma-ma-ma, pa-pa-pa entwickelt es die ersten Wörter, die es zuerst zufällig, dann aber personenbezogen benutzt oder aber auch zum Ausdruck z.B. von Hunger benutzt. Die ersten Wörter beziehen sich ebenfalls auf Gegenstände und Handlungen. Für das Baby ist es schön und wichtig , wenn die Eltern dem Baby eine handlungsbezogene Sprache vermitteln, d.h. das was sie ansprechen sollte das Baby sehen, hören oder fühlen können.


    Sprachverständnis gegen Ende des ersten Lebensjahres und im 2. Lebensjahr

    Kleinkinder verstehen mehr als sie selbst in Worten ausdrücken können. Gegen Ende des ersten Lebensjahres kennt das Baby/Kleinkind Gegenstände und Personen, mit denen es täglich in Berührung kommt beim Namen. Im zweiten Lebensjahr lernt es die Bezeichnung von Handlungen (Anziehen, Schlafen, Essen) und räumlichen Beziehungen (auf, in, unter) kennen. Die ersten Zweiwortsätze beginnt ein Kind mit 15 bis 42 Monaten zu sprechen.


    Lieder für Babys/Kleinkinder:

    Lieder sind eine wunderbare Möglichkeit auf verschiedene Weise mit dem Baby zu kommunizieren. Beim Singen einfacher Laute wird das Baby zum Mitmachen angeregt. Unterschiedliche Sprachmelodien geben Abwechslung, ein immer gleiches Lied schafft Vertrauen und Beruhigung. Mit Liedern können Begriffe und Zusammenhänge sprachlich erfasst werden und Emotionen ausgedrückt werden.

    Für ein Baby ist es besonders schön, wenn es ein Lied nicht nur hört, sondern auch das Gesicht dazu sieht, wenn wir ihm etwas vorsingen. Denn das wichtigste soziale Signal des Babys ist sein Blickverhalten. Säuglinge haben ein angeborenes Interesse an menschlichen Gesichtern.

    Babys und Kleinkinder haben oft eine besondere Freude dabei, Tierlaute nachzuahmen. Ihren sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten liegt das Nachahmen von Tierlauten noch näher als die namentliche Bezeichnung der Tiere.


    Zum Mitdenken und Mitmachen

    Wie reagiert Dein Baby, wenn Du mit ihm singst? Gibt es vielleicht Laute, die es besonders gerne nachahmt? Mit einfachen Melodien kannst Du die Lautäußerungen Deines Kindes aufgreifen.

    Vielleicht hast Du schon beobachtet, wie viel Dein Kind versteht, wenn Du mit ihm singst. Gesten können die gesungenen Worte unterstreichen, z. B. für oben und unten oder ich oder du.


    Und sonst noch

    Literatur

    Largo, Remo: Babyjahre. Die frühkindliche Entwicklung aus biologischer Sicht. München

    Links

    Hessisches Sozialministerium: Sprachentwicklung und Sprachförderung bei Kindern
    Der Weg zur Sprache- erste Laute des Kindes
    Sprechen verstehen: 0-12 Monate
    Sprachförderung
    Liederbaum
    Fingerpuppe selber basteln
    Durch Musik zum Spracherwerb

  • Singen und mehr: Bewegungslieder, Kniereiter, Fingerspiele

    Singen und mehr: Bewegungslieder, Kniereiter, Fingerspiele

    Darum geht’s

    Dieser Baustein erläutert, warum Bewegung und Singen zusammengehören und zeigt anschauliche Beispiele aus einer Eltern-Kind-Gruppe.


    Gut zu wissen

    Kinder wollen sich bewegen und sollten viele Möglichkeiten haben, ihren natürlich angelegten Bewegungsdrang auszuleben.
    Über die Wahrnehmung von Bewegung (kinästhetische Wahrnehmung) erhält das Kind Informationen über seinen Körper, es nimmt seinen eigenen Körper wahr.

    Es lernt welche Stellung sein Körper hat (Eigenwahrnehmung), wo es sich befindet (Raumwahrnehmung) und welche Kraft es aufwenden muss, sowie welche Muskeln es anspannen bzw. entspannen muss um bestimmte Bewegungen auszuführen.

    „Meine Hände und meine Beine gehören zu mir, ich kann sie bewusst bewegen“. So baut sich das Kind ein Bild von seinem Körperschema auf, lernt Bewegung zu koordinieren und gezielt einzusetzen.

    Wenn Musik, Sprache und Bewegung zusammen kommen, wird in besonderer Weise die kindliche Entwicklung gefördert. Gemeinsame Bewegung, Spiel und Tanz fördert soziale Kontakte und macht Freude. Wir besuchen eine Eltern-Kind-Gruppe, in der man das erleben kann.



    Singen und sich dabei bewegen: Das ist ganz einfach und dabei lernen Kinder ganz viel…

    • Zuschauen und Bewegungen nachhahmen.
    • Zuhören, um das Gehörte in Bewegung umzusetzen.
    • Laute und leise Geräusche machen.
    • Sprachschatz erweitern.
    • Rhythmisches Empfinden trainieren.
    • Merkfähigkeit trainieren.
    • Bewegungen ausprobieren. Mit dem Körper experimentieren.
    • Vertrauen  und körperliche Wärme spüren.
    • Selbstvertrauen stärken.
    • Spaß haben zusammen zu singen und sich zu bewegen.

     Zum Mitdenken und Mitmachen

    Welche Bewegungslieder, Kniereiter und Fingerspiele kennst Du? Probiere sie doch einfach mal mit Deinem Baby aus.
    Vielleicht habt Ihr ja auch Lust, gemeinsam eine Eltern-Kind-Gruppe oder einen Offenen Treff zu besuchen? An Eurem Wohnort gibt es ganz sicher passende Angebote!

    Und sonst noch

    Dies sind die Lieder, die im Film zu sehen waren:

    Zur Begrüßung: Ein kleines Mäußchen schleicht herum

    (Die Kinder/Eltern sagen den Namen, damit ihn die Handpuppe Maus und auch die Anderen kennenlernen. Dann wird jedes Kind mit seinem Namen freudig gegrüßt und beklatscht)

    Ein kleines Mäuschen schleicht herum
    und schaut sich nach den Kindern um.
    Ihr wisst schon längst, dass es nicht beißt.
    Es will nur wissen, wie Du heißt.

    (Das Kind oder Mutter/Vater sagen den Namen des Kindes)
    (Name…) ist heute wieder da, wieder da, wieder da,
    (Name…) ist heute wieder da, wieder da, wieder da.
    Dann wandert die Maus zum nächsten Kind


    Tanzspiel: Liebes Kind, komm tanz mit mir

    Dieser Tanz wird immer zu zweit getanzt. Kind und Erwachsener, oder zwei Kinder, stehen sich gegenüber

    2. Mit dem Fingerchen tick, tick, tick, mit dem Köpfchen nick, nick, nick.
    Einmal hin, einmal her, rundherum das ist nicht schwer.

    3. Mit dem Händchen klapp, klapp, klapp, mit dem Füßchen trapp, trapp, trapp.
    Einmal hin, einmal her, rundherum das ist nicht schwer.

    4. Ei, das hast du fein gemacht, ei, das hätte’ ich nicht gedacht.
    Einmal hin, einmal her, rundherum das ist nicht schwer.

    5. Noch einmal das schöne Spiel, weil es uns so gut gefiel.
    Einmal hin, einmal her, rundherum das ist nicht schwer.

    • Beide führen die Bewegungen, wie im Text gesungen, aus.
    • Beide geben sie sich die Hände.
    • Beide gehen erst zwei Schritte in die eine Richtung, dann zwei Schritte in die andere Richtung.
    • Beide drehen sich miteinander um sich selbst.


    Singspiel mit Bewegung: Meine Hände sind verschwunden
    Ich verstecke meine Hände hinter meinen Rücken und frage die Kinder und die Mütter, ob sie auch ihre Hände verstecken können.

    Noten2
    • sind sie versteckt, singen wir gemeinsam
    • wir zeigen an der entsprechenden Stelle unsere versteckten Hände wieder
    • auf tra la la la la la wird geklatscht und
    • auf hurra werden die Hände ganz schnell nach oben gestreckt und natürlich laut gerufen

    Kniereiter: Fährt ein Schiffchen übers Meer
    Die Mutter sitzt mit ausgestreckten Beinen am Boden.
    Das Kind sitzt so auf ihren Knien, dass sie sich anschauen.
    Die Beine des Kindes sind rechts und links neben denen der Mutter. So kann es besser sein Gleichgewicht halten.
    Die Mutter fasst das Kind an den Händen an.
    Der Vers wird rhythmisch zu den Bewegungen gesprochen

    Fährt ein Schiffchen übers Meer, 1
    schaukelt hin und schaukelt her, 2
    kommt ein großer Sturm, 3
    fällt das Schiffchen um, 4.


    Rhythmus-Spiel: Wer stapft denn da so durch den Wald

    Dieses Fingerspiel kann schon sehr früh mit den Kindern gespielt werden.
    Entweder führt die Mutter die Bewegungen am Körper des Kindes aus oder Mutter und Kind führen die Bewegungen gemeinsam aus. Natürlich kann das Kind die Bewegungen auch an der Mutter ausführen.
    Die Bewegungen können sowohl auf dem Rücken als auch auf dem Bauch oder den Beinen des Kindes ausgeführt werden, oder auf dem Boden oder dem Tisch.

    Wer stapft denn da so durch den Wald? Ist das ein brauner Bär?
    -im Rhythmus mit der flachen Hand schlagen
    Oder gar ein Elefant, der da stapft durch´s Morgenland?
    -mit den Fäusten klopfen

    Nein, nein, das sind die Mäuschen, die suchen sich ein Häuschen.
    -schnell mit den Fingern über den Körper des Kindes trippeln

    Und haben sie eins gefunden, —-schwupp, sind sie verschwunden.
    -Finger beim Kind verstecken

    Sind die Kinder mit diesem Vers vertraut, wird der Rhythmus verändert. Erst wird der Vers schneller gesprochen und die Bewegungen schneller ausgeführt.

    Dann heißt es:

    • Wer stapft denn da so durch den Wald? Ist das ein kleiner Bär?

    Bei der nächsten Wiederholung wird der Bär müde, der Rhythmus wird langsamer und somit auch die Bewegungen.

    Dann heißt es:

    • Wer stapft denn da so durch den Wald? Ist das ein müder Bär?

    Die Links zeigen eine noch viel gößere Auswahl:

    Fingerspiele

    Fingerspiele
    Fingerspiele nach Jahreszeiten

    Video

    Fingerspiele für die Kita

  • Ganz nah beim Kind – wie uns Lieder Ruhe und Geborgenheit geben

    Ganz nah beim Kind – wie uns Lieder Ruhe und Geborgenheit geben

    Darum geht’s

    Rituale und Gute-Nacht-Lieder vermitteln Nähe und Geborgenheit und helfen dem Kind, den Tag und die Erlebnisse loszulassen. Sie geben den Eltern die Chance, den Tag mit dem Kind liebevoll und ruhig abzuschließen.


    Gut zu wissen

    Interaktion zwischen Bezugspersonen und Baby/Kleinkind

    Die meisten Erwachsenen und älteren Kinder kommunizieren intuitiv angemessen mit einem Baby, dazu gehören:

    • Übertriebene Mimik (Augenbrauengruß)
    • Anheben der Stimme (höhere Stimmlage)
    • Wiederholung und Pausen
    • Langsameres Sprechtempo
    • Langsameres Handlungstempo

     Durch dieses intuitive Verhalten passen sie sich den Bedürfnissen des Säuglings an, denn Säuglinge haben eine

    • begrenzte Aufnahmekapazität
    • sind relativ schnell ermüdbar

    Deswegen brauchen sie viele Ruhephasen und Pausen. Babys reagieren mit Unruhe oder Schreien, wenn ihnen eine Situation zu viel wird. Wenn dann versucht wird, mit Ablenkung und somit immer neuen Reizen das Kind zu beruhigen, kann genau das Gegenteil passieren und das Kind wird noch unruhiger. Es ist wichtig, dass die Eltern die Feinzeichen des Babys beachten und angemessen und prompt darauf reagieren. Beispiel: Wenn ein Baby den Blickkontakt nicht halten kann oder wegschaut, braucht es eine Pause, keine neue Stimulation.

    Wie kann ich eine gute Beziehung zu meinem Baby fördern (Feinzeichen)


    Nähe/Kuscheln

    Babys und Kleinkinder haben ein großes Bedürfnis nach körperlicher Nähe und kuscheln gerne mit ihren Eltern oder vertrauten Bezugspersonen.

    Körperliche Nähe, Kuscheln und liebevolle Zuwendung sind die Nahrung für die seelische und geistige Entwicklung des Babys. Die neurobiologische Forschung bestätigt einen positiven Effekt von positiver Bindungsbeziehung und Gehirnentwicklung.


    Gute-Nacht-Rituale

    Zuwendung, körperliche Nähe, liebevolle Sprache und Tonlage vermitteln dem Kind Geborgenheit. Sie helfen ihm, sich zu entspannen und sich vertrauensvoll dem Schlaf hingeben zu können.

    Während des ersten Lebensjahres bildet sich bei dem Kind ein Erinnerungsvermögen aus. Wird es immer mit dem gleichen Ritualen ins Bett gebracht, entwickelt es eine Erwartungshaltung. Diese ermöglichen eine Orientierung und geben Halt und Sicherheit.

    Wichtig ist, dass die Eltern beachten, dass sich Schlafenszeiten, der Schlafrhythmus und die Bedürfnisse des Kindes immer wieder verändern und dass Rituale nicht starr durchgesetzt werden müssen. Vielmehr gilt es, sich den Bedürfnissen des Kleinkindes ständig anzupassen. Oft werden sie aber beobachten, dass Kinder ihre gewohnten Rituale lieben und beibehalten wollen. Das vertraute Kuscheltier oder das Lied aus Kleinkindzeiten kann jahrelang das Zeichen zum Abschluss des Tages sein.


    Beruhigende Signale für das Baby sind:

    • Die Hand auf die Brust des Babys legen und mit ruhiger Stimme sprechen.
    • Das Baby auf den Arm nehmen, es schützend umfassen.
    • Ganz sanft im Arm wiegen.
    • Einen Schnuller anbieten.

    Dazu kann ein leises, ruhiges Lied gesungen werden.


     Größere Kinder lieben es, wenn sie abends…

    …eine Geschichte vorgelesen bekommen.
    …genug Zeit zum Kuscheln haben.
    …dem Kuscheltier die Tageserlebnisse erzählen können. “Was hat mich traurig/wütend gemacht? Was war heute schön?”
    …gemeinsam ein Gute-Nacht-Lied gesungen wird.
    …ihre Puppe oder ihr Kuscheltier ins Bett bringen dürfen.
    …gesagt bekommen, dass sie in der Nacht behütet werden.
    …gesagt bekommen, dass sie geliebt werden.
    …ein Gebet sprechen.


    Zum Mitdenken und Mitmachen

    Wie endet Euer Tagesablauf mit dem Kind? Gibt es Gute-Nacht-Rituale in Eurer Familie? Überlegt doch mal, welche Lieder und Rituale in Euren Familienalltag passen könnten.


    Und sonst noch

    Text des französischen Wiegenlieds

    Au clair de la lune, mon ami Pierrot
    Prête-moi ta plume, pour écrire un mot.
    Ma chandelle est morte, je n’ai plus de feu.
    Ouvre-moi ta porte, pour l’amour de Dieu.
    Au clair de la lune, Pierrot répondit :
    « Je n’ai pas de plume, je suis dans mon lit.
    Va chez la voisine, je crois qu’elle y est
    Car dans sa cuisine, on bat le briquet. »
    Au clair de la lune, l’aimable Lubin
    Frappe chez la brune, elle répond soudain :
    « Qui frappe de la sorte ? », il dit à son tour
    « Ouvrez votre porte pour le Dieu d’Amour. »
    Au clair de la lune, on n’y voit qu’un peu.
    On chercha la plume, on chercha du feu.
    En cherchant d’la sorte je n’sais c’qu’on trouva.
    Mais je sais qu’la porte sur eux se ferma.

    Links

    Viele Wiegenlieder aus aller Welt
    Schlaftipps für Babys
    schlaf-baby-schlaf-endlich-ein
    Familienhandbuch-Einschlafrituale

  • Was sind Rituale?

    Was sind Rituale?

    Darum geht’s

    Unser Leben heute ist vielfach von Hektik, Zeitnot und Stress geprägt. Auch Familien spüren das. Die Zeit, die wir in Familien füreinander haben, wird immer geringer und muss bewusst geplant werden. Rituale sind gerade in einer Zeit, in der alles schneller, lauter, hektischer wird, wichtig, um inne zuhalten, zur Ruhe zukommen und gemeinsame Zeit zu gestalten.
    Was ist ein Ritual? Wie können Rituale helfen, den Familienalltag gut zu gestalten? Hier findest Du Anregungen und Denkanstöße …


    Gut zu wissen

    Was ist ein Ritual?

    In unserer Kultur ist es üblich, dass wir uns mit einem Händedruck begrüßen. Der Händedruck als symbolische Handlung zeigt, wir gehen aufeinander zu und nehmen uns bewusst wahr. Der Ablauf dieses Rituals ist uns vertraut, weil er nach bekannten Regeln verläuft. Ein Ritual ist also ein beobachtbares Handeln, dass Menschen in einer bestimmten Situation immer wieder tun. Dabei ist das Ritual immer mit einem bestimmten Zeichen verbunden. Die ausgestreckte Hand zeigt meinem Gegenüber, dass ich ihn mit einem Händedruck begrüßen möchte. Das Anzünden einer Kerze wird auf der Geburtstagstorte z.B. zu einem Ritual, weil ein besonderer Sinnzusammenhang damit verbunden ist.

    Ein Ritual kann kultureller Natur sein. Es kann aber auch religiöser Natur sein. Und ein Ritual kann alltäglicher Natur sein.
    Zünde ich jeden Tag eine Kerze an, ohne mir dabei viel zu denken, dann ist das noch kein Ritual sondern eine Gewohnheit. Im Gegensatz zur Gewohnheit, steckt in einem Ritual etwas Besonders, oft Feierliches und emotional Anrührendes. In der Geburtstagskerze z.B. die Freude über den Menschen, der Geburtstag hat.

    Rituale sind nicht „einfach da“, sondern sie entwickeln sich: in einer Familie, einer Gesellschaft. Und Rituale sind veränderbar. Oft werden Rituale unbewusst vollzogen: das gemeinsame Schmücken des Weihnachtsbaums am Morgen des 24.12. gehört zu einer Tradition in meiner Familie und läutet bei uns den Heiligen Abend ein. Das ist „einfach so“ und wird „immer so bleiben“. Rituale bringen wir aus unseren Herkunftsfamilien mit. Aber wir entwickeln auch neue Rituale, die zu unsrer aktuellen Lebenssituation passen: mit kleinen Kindern das Ritual des Zu-Bett-Bringens, das mit größer werdenden Kindern sich wieder verändert und vielleicht zu gemeinsamen Lesestunde wird.

    Rituale müssen zur jeweiligen Lebenssituation, zur den Bedürfnissen einer Familie und dem Alter der Kinder passen. Sie sollten Kindern und Erwachsenen gut tun und das Zusammenleben in einer Familie positiv unterstützen.


    Wozu sind Rituale gut?

    • Rituale geben Struktur und Halt in einem hektischen Alltag. Regelmäßig wiederkehrende Handlungen gliedern den Alltag und machen ihn so übersichtlicher und weniger chaotisch.
    • Rituale ordnen den Tagesablauf und die Beziehung zu andern Menschen, z.B. beim morgendlichen Wecken oder dem Zu-Bett-Bringen am Abend, bei der Verabschiedung in den Kindergarten oder beim wieder Abholen. Wenn dies immer nach dem gleichen Muster abläuft, dann wissen alle Beteiligten, was wann und wie geschieht und dass sie sich aufeinander verlassen können.
    • Rituale bieten Orientierung: Sie helfen Kindern, sich im Alltag zurechtzufinden, wenn immer zur selben Zeit, die immer wiederkehrenden Handlungen stattfinden. So kann sich das Gefühl von Zuverlässigkeit und das sich auf andere verlassen können, entwickeln. Und Rituale entlasten Kinder und Eltern, weil die Stationen im Tagesablauf nicht immer wieder neu ausgehandelt und erfunden werden müssen. Viele Eltern wissen: Kinder wollen immer wieder das bekannte, vertraute Lied hören oder Buch ansehen.
    • Besonders Kinder lieben Rituale, weil ihnen die immer wiederkehrenden Handlungen das Gefühl von Verlässlichkeit, Sicherheit und Vertrauen geben. Und die Wiederholungen geben ihnen das Gefühl, etwas zu kennen und zu können. Das gibt Kindern Selbstbewusstsein und fördert das Selbstvertrauen.
    • Rituale begleiten in Übergangsphasen, sie erleichtern z.B. den Wechsel in den Kindergarten oder zur Tagesmutter. Wenn dieser Übergang immer in gleicher Weise gestaltet ist, dann erlebt das Kind ihn zunehmend als sicher und verlässlich. Rituale können Ängste reduzieren und Halt geben, z.B. wenn ein Kuscheltier immer mit dabei sein kann, wenn eine neue Situation, der Urlaub, das erste Übernachten bei der Oma, bevorsteht.
    • Der Übergang vom Tag in die Nacht oder von der Nacht in den Tag ist gerade für kleine Kinder oft eine besonders schwierige Phase. Ein bekanntes Ritual kann helfen, diesen Übergang zu schaffen: ein Lied, eine Gute-Nacht-Geschichte, ein Gebet oder das Kuscheltier helfen, den Tag abzuschließen und sich dem Schlaf anzuvertrauen.
    • Rituale vereinfachen komplexe Situationen und helfen, sich in neuen, in besonderen Situationen zu verhalten. Bei Taufen oder Beerdigungen haben sich bestimmte Abläufe etabliert, die vielen bekannt sind und Sicherheit geben. Weil wir in unserem Kulturkreis dafür bestimmte Verhaltensvorgaben haben, wissen die Beteiligten, was auf sie zukommt.
    • Rituale helfen Krisen zu bewältigen und Rituale können in schwierigen Zeiten, bei Trauer und Schmerz, heilsam sein. Ein Gebet oder das gemeinsame Anzünden einer Kerze kann auch für Kinder tröstend sein.
    • Rituale setzen Grenzen und helfen, sich an Regeln zu halten. Sie zeigen, wann mit bestimmten Tätigkeiten Schluss ist und etwas Neues beginnt. Ein Lied am Ende der Spielzeit hilft dem Kind, mit dem Spiel abzuschließen oder es ruhen zu lassen. So lernen Kinder mit Grenzen umzugehen, sie zu akzeptieren und dass auch etwas Schönes einmal zu Ende gehen muss. Ein immer gleiches Ritual kann Kindern helfen, ihre Gefühle darauf einzustellen.
    • Rituale lassen uns innehalten, aus dem Alltag raustreten und zu uns selbst kommen. Festliche Rituale unterbrechen den Alltag und weisen auf das „Besondere“ hin, z.B. bei Geburtstagsfeiern zeigen Rituale, die Zuneigung und Wertschätzung für das Geburtstagskind. Rituale, die berühren und das Gefühl der Verbundenheit mit anderen Menschen wecken, deuten auf etwas Größeres hin. Christliche Rituale, wie ein Gebet, die Taufkerze oder ein „Gott behüte Dich!“ weisen auf Gott hin und sind eine Möglichkeit, im Alltag das Vertrauen in ein göttliches Gegenüber zu stärken.
    • Festliche und feierliche Rituale machen die Bedeutung von großen und kleinen Festen begreifbar und binden uns in den Jahreskreis ein.
    • Rituale können Zeiten der Achtsamkeit sein und das Leben bereichern.
    • Rituale sind wichtig und wertvoll für das Zusammenleben in Familien, aber sie dürfen nicht zum Zwang werden. Rituale sollen Freude machen und allen Familienmitgliedern gut tun. Und sie dürfen verändert werden, wenn sich die Bedürfnisse und Lebenssituation in einer Familie verändert hat.

    Zum Mitdenken und Mitmachen

    Welche Rituale kennst Du aus Deiner Kindheit? Welche hast Du besonders geliebt? Und von welchen hast Du Dich gerne verabschiedet?
    Und welche Rituale gibt es in Eurer Familie? Sammelt Eure Rituale als Kraftspender für den Alltag!

     Und sonst noch

    Religiöse Erziehung

    Feste im Jahreskreis

    Wie Rituale im Familienalltag helfen

    Literatur

    Bingel, Bela; Langlotz, Christel; Paulzen Vanessa: Kinder lieben Rituale: Kinder im Alltag mit Ritualen unterstützen und begleiten. Ökotopia März 2010
    Raude-Gockel, Marita; Pfrang, Claudia; Hafermaas, Gabriele: Das große Buch der Rituale: Den Tag gestalten – Das Jahr erleben – Feste feiern. Ein Familienbuch. Kösel 2007
    Kreide, Ingrid; Breuer, Kati: Rituale machen stark. ALS-Verlag 2011
    Gnetter, Ingrid: Das Ritualebuch für kleine Kinder: Die schönsten Ideen für Krippe, Kita und Eltern-Kind-Gruppe. Don Bosco  2012
    Gräßer, Melanie: Kinder brauchen Rituale: So unterstützen Sie ihr Kind in der Entwicklung. Stressfrei durch den Familien-Alltag. Humboldt 2015
    Berger, Barbara; Biesinger, Albert; Hille, Simone; Kohler-Spiegel, Helga: Das Familien-Wochenendbuch: Rituale, Geschichten, Spiele, Gebete. Für 52 Wochenenden. Kösel 2013
    Assmann, Marion; Assmann, Siegmar: Das kleine Buch der Familienrituale. Brunnen 2012
    Diekemper, Elias; Reimann-Höhn, Uta: Rituale geben Sicherheit. Wie Kinder Vertrauen gewinnen. Herder 2001
    Baumann, Christa: Spuren des Glaubens legen. Rituale im Familienalltag. Aussaat Neukirchener Verlag 2010
    Kunze, Petra / Salamander, Catharina: Die schönsten Rituale für Kinder. GU Ratgeber Kinder 2008
    Groth, C.; Brunner, S.; Wuttke, N.; Schulz, P.; Quinzer, M.: Rituale in der Kindheit: Wie Gewohnheiten helfen, das Leben zu meistern. Science Factory 2014

    Links

    Warum Rituale wichtig sind
    Eltern-Bildung- Rituale
    Rituale in der Familie

    Youtube: Videos

    Fotonachweise:

    birgitH / pixelio.de,
    Ana`i  / pixelio.de
    Albrecht E. Arnold / pixelio.de
    Dirk Schelpe  / pixelio.de