Wie Beobachtung hilft, das Kind besser kennenzulernen

Darum geht’s

Natürlich kennen alle Eltern ihre Kinder. Doch manchmal können sie im Alltagsstress die kleinen Dinge, die die Kinder beschäftigen, nicht richtig wahrnehmen oder Vorannahmen versperren den Blick. In diesem Baustein stellen wir eine Methode vor, wie Eltern lernen können, ihr Kind noch besser zu verstehen.


Gut zu wissen


Was bedeutet gezielte positive Beobachtung?

Die volle Aufmerksamkeit ist beim Kind. Nichts lenkt ab.
Wer beobachtet, steht nicht in Interaktion mit dem Kind. Nicht mitspielen, anfeuern oder eingreifen, außer bei Gefahr.
Der Beobachtende ist ganz unvoreingenommen. Er oder sie hat einen freien Kopf ohne Erwartungen, Befürchtungen, Vergleiche.
Die Leitfrage lautet ganz einfach: Was macht das Kind gerade? Was macht es von sich aus gerne? Wie geht es ihm dabei?

Im Zentrum der Beobachtung stehen nicht die großen Entwicklungsschritte (sitzen, krabbeln, laufen etc.) sondern die Wahrnehmung von (scheinbaren) Kleinigkeiten und vor allem Erkundungsverhalten oder Sozialverhalten.

Lernen und Entwicklung kann nur stattfinden bei Wohlbefinden und Engagiertheit. Wohlbefinden ist ein Zustand der inneren Ruhe und Entspannung. Es ist ganz deutlich, dass es dem Kind bei der Beschäftigung gut geht. Engagiertheit bedeutet: Ausdauer, ganz in etwas vertieft zu sein, es immer wieder versuchen, eigene Lösungen suchen.

Gezielte positive Beobachtung erfordert zunächst etwas Übung. 5- 10 Minuten Beobachtungszeit pro Tag reichen völlig aus.

Eltern, die diese Methode anwenden, können lernen ihr Kind mit anderen Augen zu sehen. Sie können sich besser in ihr Kind hineinversetzen und sehen neben den großen Entwicklungen auch die vielen kleinen Fortschritte und Erlebnisse, die ihr Kind Tag für Tag macht.

Das Kind erfährt Wertschätzung durch die ungeteilte Aufmerksamkeit des Beobachtendens. Eltern lernen sein Verhalten besser verstehen, wenn sie die Dinge kennen, die es mit Wohlbefinden und Engagiertheit tut. Sie entwickeln mehr Zutrauen in die Fähigkeiten ihres Kindes und erleben, wie seine Erfahrungswelt und seine selbstständigen Möglichkeiten wachsen.

Gezielte positive Beobachtung fördert so die Beziehung zwischen Eltern und Kindern und kann zu einer Quelle der Freude werden.


Zum Mitmachen und Mitdenken

Probiere die Methode der gezielten positiven Beobachtung doch einfach mal aus:
Konzentriere Dich ganz darauf, was Dein Kind gerade tut. Sieh sein Verhalten ganz unvoreingenommen und zunächst ohne Interpretation oder Wertung. Achte auf kleine Schritte. Freue Dich, wenn Du bei deinem Kind Begeisterung und Wohlbefinden erkennst. Vielleicht magst Du solch schöne Momente aufschreiben oder Dich mit jemandem darüber austauschen?


Und sonst noch

Literaturhinweise

  • Garstiger, Silvia: Früheste Beobachtung und Dokumentation: Bildungsarbeit mit Kleinstkindern. Westermann Lernspielverlage 2013
  • Gerber, Magda: Dein Baby zeigt Dir den Weg. Arbor 2007

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